Der in Teilen insolvente Vorarlberger Wäschehersteller Huber stabilisiert sich. Am Donnerstag stimmten die Gläubiger dem Sanierungsplanvorschlag zu. Man blicke nun zuversichtlich in die Zukunft, so das Unternehmen in einer Aussendung. Im Mai musste Huber für vier der acht Gesellschaften ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung einleiten, über 80 Millionen Euro Forderungen wurden angemeldet.
"Heute wurden die Sanierungspläne von den Gläubigern angenommen, der wichtigste Schritt ist damit getan", sagte Vorstand Michael Krauledat. "Mit den im Vorstand beschlossenen Maßnahmen im Zuge der Sanierungsverfahren und der Umsetzung dieser in der gesamten Gruppe bin ich zuversichtlich, dass wir gestärkt aus den vergangenen Monaten hervorgehen und uns für die bevorstehenden Zeiten gerüstet sind. Besonders bedanken wir uns bei unseren Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden und bei dem hervorragenden Beraterteam, die uns alle in dieser schwierigen Phase unterstützt haben", erklärte er.
30-Prozent Quote
Bei den Verhandlungen zur Abstimmung über den Sanierungsplanvorschlag am Landesgericht Feldkirch erklärten sich die Gläubiger mit der gesetzlich vorgesehenen Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, einverstanden. Laut einem Sprecher wurde eine zehnprozentige Barquote vorab angeboten, die weiteren zehnprozentigen Quoten sollen 2021 und 2022 getilgt werden. Bei den insolventen Gesellschaften handelte es sich um die Huber Holding AG, Arula GmbH, Huber Shop GmbH und Huber Tricot GmbH, alle mit Sitz in Götzis (Bezirk Feldkirch), daneben waren und sind keine weiteren Gesellschaften des Konzerns betroffen.
Entscheidend für die Annahme der Sanierungspläne war neben Restrukturierungsmaßnahmen ein "Eigentümerbeitrag in Millionenhöhe", hieß es. Eigentümer Robert Ng ist seit 2017 auch CEO von Huber. Sämtliche Bankverbindlichkeiten seien vom Eigentümer abgelöst worden, so ein Huber-Sprecher dazu, ohne eine Zahl nennen zu wollen. Die Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten beliefen sich laut Sanierungsantrag auf 18 Millionen Euro, rund 15,1 Millionen Euro entfielen auf finanzierende Geldinstitute, die im März und Mai 2018 und neuerlich im April 2019 in einem Rahmenabkommen ein gemeinsames Vorgehen bezüglich des Wäscheherstellers vereinbart hatten.
Viele Arbeitsplätze erhalten
Man habe sich bemüht, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und habe dabei die ursprünglichen Prognosen übertreffen können, hieß es seitens der Huber-Geschäftsleitung am Donnerstag zur Sanierung. Um den neuen Kurs einschlagen zu können, seien umfangreiche Kostensenkungen in allen Geschäftsbereichen und Personalmaßnahmen "unabdingbar". Zu Ende Juni wurden laut Unternehmensangaben 70 Kündigungen ausgesprochen, ursprünglich war man von über hundert gestrichenen Stellen ausgegangen. Dank guter Unterstützung durch die Vermieter der Geschäftslokale habe man zudem Schließungen der insgesamt 70 Huber-Shops verhindern können. Dazu zählten auch konsensuale Lösungen mit den Banken, diese seien nach harten Verhandlungen erreicht worden.
In dem Verfahren wurden nach Angaben des die Insolvenz begleitenden Rechtsanwalts Matthias Prior der Kanzlei Abel rund 81 Millionen Euro Forderungen angemeldet. Das Verfahren war laut Prior durchaus komplex: Aufgrund der engen Verflechtung der Konzerngesellschaften im In- und Ausland sei die Aufrechterhaltung des operativen Betriebs und des konzerninternen Leistungsaustausches mit den vier Gesellschaften und den externen Geschäftspartnern eine große Herausforderung gewesen. Im Sanierungsplan seien gesamt 28,5 Millionen Euro zu bedienen, dabei seien gegenseitige Haftungen und Forderungen der insolventen Gesellschaften und Bankbesicherungen abgezogen, so KSV-Niederlassungsleiterin Regina Nesensohn. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform waren über 548 Arbeitnehmer und 500 Gläubiger betroffen.
Das seit 1908 bestehende Textilunternehmen Huber, schon länger in schwieriger Lage und in Umstrukturierung begriffen, musste seine Filialen aufgrund der Coronavirus-Pandemie für zwei Monate schließen, was zu massiven Umsatzausfällen - rund 15 Millionen Euro von März bis Mai - und zu einer akuten Liquiditätskrise geführt hatte. Über Finanzierungsbedarf war bereits Monate vor Einreichung der Sanierung spekuliert worden. Seit 2010 ist die Huber-Gruppe zur Gänze im Eigentum der in Hongkong ansässigen Benger Brands Ltd. von Robert Ng.