In der Debatte um eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung sprechen sich die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS gegen eine solche aus. Als sinnvoller erachten sie Investitionen in Ausbildung und Umschulungen von Arbeitslosen, berichtet die Tageszeitung "Die Presse" (Mittwochsausgabe). Eine Arbeitszeitverkürzung sei demnach kein geeignetes Mittel, um die Arbeitslosigkeit zu senken.
Immerhin "in Einzelfällen kann das sinnvoll sein", sagt Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS). "Aber generell halte ich sie nicht für ein Mittel, das uns jetzt in der Krise besonders hilft." In den Betrieben würden höhere Kosten entstehen. "Das könnte zur Folge haben, dass man schlechter dasteht, wenn der Wirtschaftsaufschwung einsetzt."
Fachkräftemangel
Auch Christoph Badelt, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), ist kritisch. "Ich glaube, es wäre verfehlt, die jetzige schwierige Arbeitsmarktsituation durch eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung lösen zu wollen", sagt er zur "Presse".
Kocher glaubt schon, dass durch eine Arbeitszeitverkürzung neue Jobs entstehen könnten. "Aber es ist nicht gesagt, dass man für diese Jobs auch die richtigen Leute findet." Hier dreht sich das Problem auch um einen Fachkräftemangel.
Badelt und Kocher haben beobachtet, dass der Fachkräftemangel in der Coronakrise nicht kleiner geworden ist. "Wir haben die paradoxe Situation, dass wir Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel zur gleichen Zeit haben", sagt Badelt. "Der Fachkräftemangel wird uns erhalten bleiben", sagt Kocher.
Ausbildung
Die beiden Wirtschaftsforscher plädieren also für Investitionen in Ausbildung und Umschulung von Arbeitslosen. "Ich halte es für wesentlich gescheiter, in Arbeitsstiftungen zu investieren als pauschal in Arbeitszeitverkürzung", so Badelt gegenüber der Zeitung. Eine bis zu 700 Mio. Euro schwere Arbeitsstiftung ist von der Regierung aus ÖVP und Grünen auch angekündigt.
Vor allem die SPÖ (Stichwort: Vier-Tage-Woche) und die Gewerkschaft drängen derzeit auf eine Arbeitszeitverkürzung. Die Wirtschaftskammer und die große Regierungspartei ÖVP sind strikt dagegen.