"Es ist fünf nach zwölf“, kritisiert Franz Hörl. Der Bundesobmann der Seilbahner in der Wirtschaftskammer fordert im Namen der Branche umgehend Klarheit, wie man mit dem Thema Après-Ski in der kommenden Wintersaison umgehen kann. „Ich warne seit sechs Wochen, dass wir hier Regelungen brauchen.“ Die Seilbahner sprechen sich u. a. für eine verpflichtende Registrierung der Gäste beim Après-Ski sowie in Discos der Wintersportorte aus. Auch eine Zwischensperrstunde ab etwa 18.30 oder 19 Uhr, in der die Lokale gereinigt und desinfiziert werden, sowie eine Reglementierung der Gästezahl soll es geben. Hörl: „Ein kontrolliertes Après-Ski ist sicher besser als Partys in den Seitengassen.“
Das Thema nimmt im Coronakontext, Stichwort Ischgl, freilich eine ganz besonders heikle Rolle ein. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hatte zuletzt betont, dass es „spezifische Regeln für Après-Ski geben“ werde, diese seien gerade in Ausarbeitung. Hörl plädiert für eine bundesweite Lösung.
Auch Daniel Berchthaller, Geschäftsführer der Reiteralm, die auch Teil des Verbunds „Ski amadé“ ist, mahnt „rasche Planungssicherheit für die Hüttenwirte ein“.
Fabrice Girardoni, Chef der Bergbahnen Stuhleck und steirischer Seilbahnen-Obmann, sieht auch in Bezug auf die geplante Corona-Ampel „die Zeit drängen“. Man wisse bis heute nicht, „worauf wir uns genau einstellen müssen, wenn die Ampel in einer Region von Grün auf Orange springt. Auf diese Szenarien müssen wir uns aber vorbereiten können“, so Girardoni.
Sommersaison als "Testwiese"
Beim Seilbahnbetrieb selbst sehen sich die steirischen Skigebiete für die Wintersaison indes gerüstet. „Skifahren ist ein Freiluftsport, in der Steiermark sind von 330 Bergbahnen nur 6,5 Prozent Kabinenbahnen, der Rest, also Schlepp- und Sessellifte, ist offen. Bei keiner Bahn beträgt die Fahrzeit von der Tal- zur Bergstation mehr als 15 Minuten.“ Zudem habe man auch für die Kabinenbahnen einen Leitfaden und umfassende Sicherheitskonzepte erstellt, die noch sukzessive verfeinert werden, betonen Girardoni und Berchthaller.
Dass die Wintersaison sowohl organisatorisch als auch wirtschaftlich „nicht einfach“ werde, sei freilich schon jetzt klar. „Doch ich bin überzeugt davon, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und den Gästen einen größtmöglichen Schutz geben können“, so Berchthaller. Diese Zuversicht resultiere auch aus der laufenden Sommersaison, die zwar eine „kleinere, aber eine sehr gute Testwiese ist“. Girardoni berichtet, dass die Sommersaison trotz anfänglicher Unsicherheiten „besser ausgefallen ist als befürchtet, wenn auch regional unterschiedlich“.
Auf der Gewinnerseite sieht sich die Reiteralm, wo im Vergleich zum Vorjahressommer gar ein Plus von fünf bis zehn Prozent prognostiziert werde, so Berchthaller. Vor allem Mountainbiker, Wanderer und Familien würden für den erfolgreichen Bergsommer sorgen, in dem die Betriebszeiten von fünf auf sieben Tage pro Woche ausgedehnt wurden.
Gleichzeitig konnte man in Sachen Covid-19-Schutzmaßnahmen „viele wichtige Erkenntnisse für den Winter gewinnen, bisher hat sich das sehr bewährt“, so Berchthaller.
Mehr Mitarbeiter benötigt
Innerhalb von Ski amadé wird intensiv an einem endgültigen Sicherheitskonzept gearbeitet. Zentrale Eckpunkte – von den Hygiene- und Abstandsregeln über die regelmäßige Desinfektion von Gondeln und Toiletten bis hin zum Mund-Nasen-Schutz beim Anstellen und in den Seilbahnen – seien bereits fixiert. Geprüft werden auch regelmäßige Covid-19-Tests für alle Seilbahn-Mitarbeiter. Ski amadé habe für alle Gebiete zudem 2,6 Millionen Schlauchschals eingekauft, „140.000 haben wir auf der Reiteralm, die dann jeder Gast zum Ticket erhält“. Zwischen fünf und zehn Mitarbeiter werde man zusätzlich einstellen, sie sollen u. a. als Welcome-Team für Fragen der Skigäste zur Verfügung stehen. Auch einige andere Seilbahnbetriebe werden hier in zusätzliches Personal investieren, weiß Girardoni. Berchthaller rechnet mit bis zu 500.000 Euro an Kosten, die man für die Covid-19-Maßnahmen in der kommenden Wintersaison auf der Reiteralm aufwenden werde.