Der Essenslieferdienst Delivery Hero steigt in die erste Börsenliga in Deutschland auf. Mit dem Eintritt in den Leitindex DAX steht das 2011 gegründete Berliner Startup ab Montag in einer Reihe mit deutschen Traditionskonzernen wie Siemens oder der Deutschen Bank. Erst vor drei Jahren war Delivery Hero überhaupt an die Börse gegangen.

Im Folgenden einiges Wissenswertes über den DAX-Neuling, der in der Coronakrise viele Kunden gewonnen hat und trotzdem weiterhin rote Zahlen schreibt:

SEIT WANN GIBT ES DAS UNTERNEHMEN?

Delivery Hero wurde 2011 vom heutigen Firmenchef Niklas Östberg gegründet. An seiner Seite standen Mitglieder des Berliner Investors Team Europe vom Tech-Entrepreneur Lukasz Gadowski. Delivery Hero expandierte schnell und machte sich in Deutschland mit der Marke Lieferheld und der Übernahme von Pizza.de einen Namen. 2017 war Delivery Hero bereits wie noch heute weltweit in etwa 40 Ländern aktiv. Inzwischen zählt das Unternehmen 25.000 Angestellte, davon arbeiten rund 1.500 im Berliner Hauptsitz.

WANN GINGEN DIE BERLINER AN DIE BÖRSE?

Im Sommer 2017 stemmte Delivery Hero den Börsengang. Der Ausgabepreis lag bei 25,50 Euro. Seitdem haben die Papiere kräftig gewonnen: Am Mittwoch betrug der Schlusskurs 100,10 Euro, was einer Marktbewertung von mehr als 20 Milliarden Euro entspricht. Beim Debüt war Delivery Hero mit 4,8 Milliarden Euro etwa ein Viertel davon wert. Damals war die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet noch größter Anteilseigner. Aktuell sind das die Investoren Naspers aus Südafrika und Baillie Gifford aus Großbritannien. Im Windschatten von Delivery Hero wagten unter anderen der Kochboxen-Lieferant HelloFresh, Home24 und Westwing ihr Aktienmarktdebüt.

WELCHE ZU- UND VERKÄUFE WURDEN BISHER GESTEMMT?

Bereits jetzt blickt der Wirecard-Nachfolger im DAX auf zahlreiche Transaktionen zurück. 2015 wurde für umgerechnet fast 530 Millionen Euro der türkische Wettbewerber Yemeksepeti gekauft. Ein Jahr später schluckte Delivery Hero den Konkurrenten Foodpanda und stieß kurz darauf die britische Tochter Hungryhouse an den dortigen Marktführer Just Eat ab, der inzwischen vom niederländischen Unternehmen Takeaway.com übernommen wurde.

Mit Takeaway.com duellierte sich Delivery Hero lange um die Vorherrschaft auf dem deutschen Markt. Im Frühjahr 2019 verkaufte Delivery Hero dann die deutschen Essens-Lieferdienste wie "Lieferheld", "Pizza.de" und "Foodora" an den "Lieferando"-Eigentümer Takeaway.com. Seither ist Delivery Hero nicht mehr auf dem Heimatmarkt aktiv.

Im Dezember kündigten die Berliner die vier Milliarden Dollar schwere Akquisition des größten südkoreanischen Essenslieferdienstes Woowa Brothers an.

MACHT DELIVERY HERO GEWINNE?

Nein. Das neue DAX-Mitglied schreibt rote Zahlen und wird dies auch noch eine Zeitlang tun. Wegen hoher Investitionen weitete sich der Betriebsverlust im vergangenen Jahr auf 648 Millionen Euro aus von knapp 242 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte allerdings um 86 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. In der Coronakrise mit den Ausgangsbeschränkungen boomt das Geschäft von Delivery Hero. Am 27. August gibt das Unternehmen, das seinen Ausblick bereits angehoben hat, Einblick in das erste Halbjahr.

WAS GIBT ES NEUES?

Noch im dritten Quartal will Delivery Hero in den japanischen Markt einsteigen. Zudem baut das Unternehmen seit einigen Quartalen die Auslieferungen von anderen Waren wie Arzneimitteln und Elektronikgeräten aus, um seine Fahrerflotte besser auszulasten und mehr Kunden anzusprechen.