Nach dem Zusammenbruch der Commerzialbank Mattersburg infolge eines Bilanzfälschungsskandals schauen viele Kunden durch die Finger. Auch Gemeinden und viele Firmen. Allein die fünf größten betroffenen Wiener Firmen verlieren Einlagen von fast 115 Millionen Euro - und um ihr Geld oder wenigstens einen Teil davon zu retten, kooperieren die Geschädigten, hieß es in der Sendung "Wien heute" des ORF.
So habe sich etwa auch der gemeindeeigene Wohnbaukonzern Gesiba einem laufenden Strafverfahren angeschlossen. Anwaltsteams prüften derzeit die rechtlichen Möglichkeiten, sowohl mit Blick auf das Konkursverfahren als auch im Hinblick auf Ansprüche aus der Haftung. Letzteres soll wie mehrfach berichtet Wirtschafts- und Bilanzprüfer, Finanzmarktaufsicht und Nationalbank betreffen, aber beispielsweise auch den Kreditschutzverband, der die Commerzialbank besser bewertet haben soll, als so manche Großbank.
Firmen und Gemeinden
Die geschädigten Unternehmen aus Wien haben ihre Summen in den vergangenen Wochen der Reihe nach kommuniziert. Um diese Beträge geht es bei den fünf Wiener Firmen auf einen Blick: Barracuda (34 Millionen Euro), Frequentis (31 Millionen Euro), EGW Heimstätte (30 Millionen Euro), Gesiba (17,5 Millionen Euro), Neuland (1,95 Millionen Euro).
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat Anfang August den Schaden aus der Bankpleite für burgenländische Gemeinden mit rund 6 Millionen Euro beziffert. Wie viel das Land davon abdecken müsse, hänge auch vom Erfolg der Amtshaftungsklage des Landes gegen die Republik und deren Kontrollorgane ab, hatte Doskozil dem "Kurier" erklärt.
Bauland
Was die Gemeinden im Bezirk Mattersburg bei der Commerzialbank verlieren, hat die Zeitung nun mit besonderer Berücksichtigung von Baulanderschließungen mit der Bank gestern aufgelistet.
So hatten beispielsweise die Gemeinden Hirm - wo Ex-Bankchef Martin Pucher seit Jahrzehnten lebte - und Draßburg mit der Regionalbank Gesellschaften zur Baulanderschließung gegründet, 51 Prozent lagen jeweils bei der Gemeinde, 49 Prozent bei der Bank. In Hirm bestand die Zusammenarbeit seit 2000, in Draßburg seit 2018. In Hirm lagen laut "Kurier" zuletzt 620.000 Euro - Geld, das Bauwerber für die Bauplätze erlegt hatten - auf dem gemeinsamen Konto. Etwas mehr als die Hälfte gehörte der Gemeinde, nur für 100.000 Euro kam die Einlagensicherung auf.
Gemeinde Hirm
Die Häuslbauer in spe müssten sich zwar keine Sorgen machen, versichert Hirms Bürgermeisterin Inge Posch der Zeitung. Für die Kommune könnte dies aber bedeuten, dass sie mangels Bank-Partners allein für weitere 1,2 Millionen Euro aufkommen müsse - Aufschließungskosten für die Grundstücke. Die seit 20 Jahren bestehende Baulanderschließungsgesellschaft werde aufgelöst. Es könne sein, dass ein anderer Partner einsteigt.
Gemeinde Draßburg
In Draßburg entstand laut Bürgermeister Christoph Haider diesbezüglich kein Schaden. Die Commerzialbank habe mit einem Kredit von 1,9 Millionen Euro den Ankauf eines 5,5 Hektar großen Grundstücks vorfinanziert. Es seien aber noch keine Parzellen an Bauwerber weiterverkauft worden. Dem Masseverwalter wurde hier ein neuer Bankpartner genannt, der einsteige und den Commerzialbank-Kredit übernehme.
Krensdorf, Zemendorf und andere
Die 220.000 Euro, die Hirm auf einem Girokonto bei der Commerzialbank hatte, dürften dem Bericht zufolge aber ebenso verloren sein wie die 57.000 Euro von Draßburg oder die Guthaben anderer Gemeinden mit Filialen der Bank. In den Gemeinden Krensdorf und Zemendorf seien es 250.000 und 300.000 Euro. In den Kommunen Schattendorf 1,025.000, in Loipersbach bis zu 1,5 Millionen, in Baumgarten 326.000, in Forchtenstein 1,4 Millionen Euro. In Mattersburg geht es, wie vorige Woche im Gemeinderat geschildert, um 190.000 Euro, die bei einem Kredit angerechnet werden sollen - das hofft hier wie berichtet die Stadt Mattersburg.