"Es rumort“ – das war gestern von zwei Spitzenfunktionären der steirischen Wirtschaftskammer zu vernehmen. Heute steht eine außerordentliche Sitzung des erweiterten Präsidiums an. Grund für dieses „Rumoren“ ist Tagesordnungspunkt 3, bei dem es insbesondere um die Abstimmung über einen Bebauungsplan in der Grazer Körblergasse geht, wo Wirtschaftskammer und Wifi ihren Hauptsitz haben. Wie berichtet, soll dort – eigentlich bereits seit dem Vorjahr – das „Center of Excellence“ als neuer Ausbildungs-Campus gebaut werden. Geplant sind moderne neue Werkstätten und Schulungsräume für Lehrlinge und die Facharbeiterqualifizierung. Das Projekt wurde bereits vor fünf Jahren erstmals aufs Tapet gehoben, Anfang 2018 folgte schließlich ein einstimmiger Beschluss im erweiterten WK-Präsidium. Als das Vorhaben erstmals öffentlich präsentiert wurde, war – auf Basis einer ersten internen Vorstudie – von Kosten im Ausmaß von etwa 34 Millionen Euro die Rede. Doch das geht sich bei Weitem nicht aus.
Denn mittlerweile, so bestätigt es auch WK-Präsident Josef Herk, steht man bei 49 bis 50 Millionen Euro. Das hat einige Kritiker auf den Plan gerufen, die nun „von einer völlig falschen Optik in wirtschaftlich für alle Mitglieder so schwierigen Zeiten“ sprechen. Man fühle sich von dieser Kostenentwicklung überrumpelt und vermisse einen klaren Finanzplan. Weniger das Projekt als solches, sehr wohl aber die Dimension wolle man daher heute diskutieren – und das könnte durchaus hitzig ausfallen. Am Ende steht die Abstimmung über den Bebauungsplan. Zwar reicht eine einfache Mehrheit, klar ist aber auch: Sollte eine große Sparte die Zustimmung verweigern, wäre das ein denkbar ungünstiges Signal. Herk betont, dass es jetzt nur um den Bebauungsplan gehe, der notwendig sei, weil der Grazer Gemeinderat dann Mitte September darüber abstimmt. „Ausschreibung und Genehmigungsansuchen folgen dann ja erst.“
"Nicht planbare Begehrlichkeiten und Auflagen"
Zur Kostenentwicklung müsse man wissen, dass seit der ersten Vorstudie nun Jahre vergangen seien, vor allem aber, „dass nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt Graz auch zahlreiche, damals nicht planbare Begehrlichkeiten und Auflagen dazugekommen sind, die mit erheblichen zusätzlichen Kosten verbunden sind“. Aus städtebaulichen Gründen musste etwa ein internationaler Architektenwettbewerb abgehalten werden.
Es gehe aber keinesfalls darum, „dass sich hier jemand ein Denkmal errichten will“, betont Herk, doch „Investitionen in Bildung und die Fachkräfte von morgen sind ganz wichtig“. Zudem habe man „die Baukasse nun über Jahre gefüllt und Rücklagen dafür gebildet, wir stürzen uns nicht in ein finanzielles Abenteuer“.