Wie keine Krise je zuvor in der 45-jährigen Firmengeschichte traf die Coronakrise die erfolgsverwöhnte Kärntner Humanomed-Gruppe mit dem Kur- und Reha-Zentrum in Althofen, Privatspitälern in Klagenfurt und Villach sowie dem Hotel Bleibergerhof in Bad Bleiberg.
Zehn Millionen Euro beträgt unter dem Strich der Ergebnisrückgang, ziehen die Geschäftsführer Ulrike Koscher und Werner Hörner eine erste Schadensbilanz. Unterstützungen von Bundesregierung und Sozialversicherung federten die Ausfälle nur zu einem Teil ab. Mit Eigentümer-Zuschüssen und Bankkrediten kann man das Minus bedecken.
Dilemma im Rehazentrum Althofen
Allein das Kurzentrum in Althofen, am 12. März noch zu 100 Prozent gefüllt, wurde binnen zehn Tagen auf null Prozent Auslastung heruntergefahren, offen blieb nur die Dialysestation. Aktuell werden in Althofen 500 statt wie sonst 650 Patienten behandelt, da diese – eine Vorsichtsmaßnahme – in Ein-Bett-Zimmern untergebracht werden. „Ausnahmslos alle Patienten werden bei ihrer Ankunft getestet und müssen bis zum Ergebnis auf dem Zimmer bleiben, erst dann beginnen die Therapien“, sagt Koscher. Die 500 Mitarbeiter werden ebenso wöchentlich getestet. Die Gruppengrößen wurden deutlich verkleinert, beim Turnen etwa von zwölf auf sechs Teilnehmer. „Und das bei mehr Mitarbeitern, da auch bei Therapien die Einheiten kleiner wurden. Das ist für uns ein Dilemma“, erklärt Koscher.
"Ein weiteres Mal überleben wir das nicht"
Die Kliniken Klagenfurt-Mariahilf und Villach wurden im Zuge des Lockdowns ebenfalls massiv heruntergefahren und sind erst seit Juni bei der Belegung wieder auf Normalwerten. Auch hier gilt, so Hörner, „dass wir massivste Schutzmaßnahmen ergreifen, um Patienten und Mitarbeiter zu schützen.“ Und damit auch die Humanomed-Gruppe selbst, denn „ein weiteres Mal würden wir Einschränkungen in diesem Ausmaß wie im Frühjahr nicht überleben“, so Hörner. Daher auch die 650 wöchentlichen Tests auf eigene Kosten in Althofen: „Das ist ein Existenzschutz fürs Unternehmen“, so Gründer Helmut Eder.
Stolz ist das Humanomed-Management, dass keiner der 1200 Mitarbeiter gekündigt werden musste, die Kurzarbeit für 1150 Mitarbeiter lief Ende Juni aus.
Ambulantes Rehazentrum in Klagenfurt
Trotz Coronakrise hält die Gruppe an einer Großinvestition in Klagenfurt fest: Ende August wird die ambulante Rehabilitation am Standort in Klagenfurt fertiggestellt. Auf 1000 Quadratmetern werden künftig Rehas für die Fachgebiete Orthopädie, Lunge, Stoffwechsel, Onkologie, Neurologie und Psychiatrie angeboten und 30 neue Arbeitsplätze geschaffen.
"Von mehr Digitalisierung profitieren alle"
Sehr gut ausgelastet sei seit der Wiedereröffnung das Gesundheits- und Wellnesshotel in Bad Bleiberg, das ab Oktober als Kurhotel geführt wird, in dem auch Feriengäste – nicht nur Kurgäste – ausnahmslos auf Covid-19 getestet werden. „Wir sind froh, mit unseren Häusern wieder in Betrieb zu sein“, sagt Hörner, „auch wenn das Schließen organisatorisch leichter ist als das Wiedereröffnen.“ Einen enormen Schub habe die Digitalisierung in den einzelnen Betrieben erlebt: „Davon profitieren Mitarbeiter und Patienten“, etwa wenn durch optimierte Terminisierungen Wartezeiten verkürzt werden können.