Wer sein Auto auf dem Parkplatz des Klagenfurter Flughafens abstellt, würde nicht vermuten, dass hier noch ab und zu ein Flugzeug abhebt. Die Leere lässt die gesamte Szenerie vor dem Eingang trostlos erscheinen. Zwischendurch ist Lärm von einer Baustelle zu hören. Es ist aber nicht der Baubeginn für den "modernsten Airport Europas", sondern Grabungsarbeiten für eine Leitung.
Genau ein Jahr ist es her, dass der Mehrheitseigentümer des Klagenfurter Flughafens – die Lilihill-Gruppe von Immobilienentwickler Franz Peter Orasch – die hochfliegenden Pläne für den Bau des "modernsten Flughafens Europas" verkündet hat. Ein neuer Terminal, ein General Aviation Center, zwei neue Hangars, eine Parkgarage sowie ein Busterminal um 260 Millionen Euro sollen verwirklicht werden, hieß es bei der Präsentation. Der Hangar, in dem sie stattgefunden hat, wurde abgerissen. Seither ist Stillstand.
2018 hatte die Lilihill-Gruppe 74,9 Prozent der Anteile am Klagenfurter Flughafen von Land Kärnten und Stadt Klagenfurt erworben. Ein Verkauf, der aktuell den Landesrechnungshof beschäftigt. Schon der im Juli vorgestellte Rohbericht stellt Land und Stadt kein gutes Zeugnis für den Verkaufsprozess aus. Von 470 Punkten zur Bewertung von Qualitätskriterien hat Lilihill als Anbieter nur 183 Punkte erreicht. Verkauft wurde trotzdem – mangels anderer Interessenten.
Jetzt bekommen die verantwortlichen Politiker – allen voran Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) und Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) – die Rechnung präsentiert. Der Mehrheitseigentümer macht am Flughafen, was er will. Und das ist nicht viel. Standard-Antwort: Corona-Krise. Während andere Regionalflughäfen längst wieder auf Normalbetrieb sind, erinnern die Betriebszeiten in Klagenfurt von 10 bis 16 Uhr an die tiefste Provinz. Und die Politik hat offensichtlich keinerlei Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen. Genau so wenig, wie auf die Zukunftspläne.
Macht- und Sprachlosigkeit der Politik
Mit dem Teilverkauf wurde wohl das ganz Heft aus der Hand gegeben, und darauf vergessen, einige wenige wichtige Blätter zu behalten. Bedingungen scheint es für den Investor angesichts der jetzigen Macht- und Sprachlosigkeit der Politik nicht gegeben zu haben.
Aus dem Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser heißt es auf die Anfrage hin, was die SPÖ angesichts der tristen Situation am Flughafen zu tun gedenkt, man möge bitte ÖVP-Landesrat Martin Gruber kontaktieren, der für den Flughafen referatsmäßig zuständig ist. Da macht es sich eine Partei, die federführend am Verkauf beteiligt war, doch ein bisschen einfach. Uns was sagt Gruber? Dass es "eine wirtschaftliche Entscheidung der Flughafen Betriebsgesellschaft als Teil des operativen Geschäftsbetriebes" ist. Klingt nach: Es gefällt uns zwar nicht, aber was sollen wir tun.
Immerhin die Kärntner Industrie meldet sich mit ihrem Präsidenten Timo Springer zu Wort: "Die anderen Flughäfen rund um Kärnten fahren langsam wieder hoch, während der Betrieb in Klagenfurt noch im Sparmodus läuft. Schön wäre es, wenn die ,ruhige’ Corona-Zeit genutzt werden würde, um die angekündigten Investitionen umzusetzen." Generell sei der Flughafen als Linienflugverbindung ins internationale Flugnetz für die Kärntner Industrie unverzichtbar.
Bleibt trotzdem die Frage, wo der ganz große Aufschrei der Wirtschaft angesichts der aktuellen Situation bleibt. Mehrheitseigentümer und Immobilieninvestor Franz Peter Orasch hat den längeren Atem. Er muss nur warten. Wenn es keinen Flughafenbetrieb mehr gibt, kann die Verwertung der Grundstücke beginnen.
Astrid Jäger