Der Kriminalfall rund um die Lagerhaus WHG mit der Zentrale in Klagenfurt am Südring zieht immer weitere Kreise. Seit Mai untersucht ein vom Aufsichtsrat eingesetzter Lenkungsausschuss die Lagerhaus WHG mit ihren 40 Lagerhäusern in Kärnten und fast 70 in Tirol wegen Unregelmäßigkeiten im Baustoffbereich.
Seit Ende Juni ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf schweren Betrug. Das Verfahren wurde nach einer Anzeige der Finanz eingeleitet. Donnerstag am Vormittag hat es seitens der Staatsanwaltschaft "eine Sicherstellung in Bezug auf Dritte" in den Räumlichkeiten der Unser Lagerhaus WHG in Klagenfurt gegeben.
Das wird auch seitens des Unternehmens bestätigt: ""Im Zuge von Ermittlungen gegen Dritte sowie einen ehemaligen Mitarbeiter der "Unser Lagerhaus" Warenhandelsgesellschaft (WHG) m.b.H. wurde heute, Donnerstag, den 13. August 2020 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien eine Sicherstellung von Beweismitteln am Standort der WHG in Klagenfurt durchgeführt." Die Sicherstellung sei mit dem Verdacht auf gerichtlich zu ahndende Finanzvergehen durch den nicht mit der WHG in Zusammenhang stehenden mutmaßlichen Haupttäter sowie einen ehemaligen Mitarbeiter der WHG als Beitragstäter begründet, heißt in der Stellungnahme des Unternehmens weiter.
Weiters werde auch untersucht, ob die WHG durch Untreuehandlungen des ehemaligen Mitarbeiters geschädigt worden sei. Seitens der WHG wurde bereits eine ausführliche Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat den Fall an die Staatsanwaltschaft Wien abgetreten, weil dort schon ein Verfahren gegen einen der Beschuldigten anhängig war.
Mehrere Mitarbeiter wurden im Zusammenhang mit dem Kriminalfall bereits entlassen oder suspendiert. Sie sollen gemeinsam mit einem "externen Dritten" – möglicherweise ein Bauunternehmen – mit Scheinrechnungen jahrelang am Finanzamt vorbei zulasten des Unternehmens Geschäfte gemacht haben. Intern wurden bereits weitreichende Konsequenzen gezogen: Der Sprecher der Geschäftsführung hat sein Amt im Juni zurückgelegt – mit dem Hinweis, dass es sich dabei um kein Schuldeingeständnis handle.
Viele Fragen offen
Wie weit die Malversationen genau zurückreichen, konnte auch Aufsichtsratschef Klaus Josef Lutz in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung vor einigen Wochen nicht sagen. Jedenfalls über zwei Jahre, meinte er aber. Jetzt würden sich viele Fragen ergeben: Wer hat wen betrogen? Wie hoch ist die Schadensquote? Müssen Forderungen wertberichtigt werden? Die daraus resultierende Umsatzsteuer wurde nicht korrekt abgeführt. Daher auch eine Selbstanzeige bei den Steuerbehörden.
Die Unser Lagerhaus WHG geht von einem Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro aus. Er bewege sich in etwa in der Gegend eines Jahresgewinnes.