Von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt rüttelte ein Erdbeben die ohnehin ökonomisch labile Solarthermie-Branche durch. Für diese tektonischen Verschiebungen sorgte der Rückzug des dänischen Weltmarktführers Arcon-Sunmark, Experten sprechen von einem "historischen" Ereignis, das den Markt neu ordnet. Im Unterschied zur Photovoltaik (PV), die Strom erzeugt, wandelt Solarthermie Sonnenstrahlen in Wärme für Heizung und Warmwasser um.
Bekannt ist Arcon-Sunmark für den Bau gigantischer Solarheizungsanlagen, etwa für die dänische Stadt Silkeborg. 12.436 Kollektoren umfasst das 2016 in Rekordzeit errichtete fast 157.000 Quadratmeter große Sonnenkollektorenfeld, das größte weltweit. In Chile wurde die weltgrößte Solarthermieanlage für die Minenindustrie errichtet. Doch fehlende Aufträge setzten der Branche schon vor Corona erheblich zu. Der Preisverfall führte zu kräftigen Verlusten beim Marktführer. Die VKR Holding, Eigentümerin der auf Großanlagen spezialisierten Arcon-Sunmark, kündigte Ende März kurzerhand die Abwicklung ihrer Solarsparte an.
Schon Tage später stand mit der Kärntner Greenonetec, dem größten Kollektorenhersteller der Welt, der Käufer wesentlicher Geschäftsteile von Arcon-Sunmark fest. Diesem Deal vorangingen monatelangen Verhandlungen. Kanduth holt die Fertigung vom dänischen Skorping nach St. Veit. Die Vermögenswerte der Arcon-Sunmark in Asien, einschließlich eines Werks in Vietnam, wurden abgespalten und an die Solareast Group verkauft.
Konzentration in der Branche schreitet voran
Damit schreitet die Konzentration der Branche munter voran: Erst 2015 fusionierten die damals weltweit führenden Solarthermie-Gesellschaften Arcon und Sunmark zu einem Unternehmen. Greenonetec-Chef Robert Kanduth (Interview) verbindet mit der VKR Holding eine gemeinsame Vergangenheit: Von 2005 bis 2014 hielten die Dänen 50 Prozent am Kärntner Unternehmen, ehe Kanduth die Anteile zurückkaufte. Im Mai 2017 gingen dann 51 Prozent von Greenonetec an die mächtige chinesische Haier-Gruppe, die jetzt nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt gewesen sein soll.
Kerngeschäft von Greenonetec ist die Auftragsfertigung kleiner Kollektoren, die Projektentwicklung großer Solarfelder leistete bisher nur einen kleinen Anteil zum Umsatz der Kärntner, der 2018 laut Wirtschaftscompass bei 26,46 Millionen Euro lag. Auch bei den Großflächenkollektoren will Greenonetec, wie Kanduth betont, beim Kerngeschäft – der Herstellung von Kollektoren – bleiben, und "nicht durch die Abwicklung von Großprojekten zum Mitbewerb der Kunden werden".