Die Signale, die derzeit aus der Autoindustrie zu vernehmen sind, fallen durchwachsen aus. Die Konjunkturkulisse für diesen – gerade für die Steiermark – so wichtigen Industriezweig präsentiert sich nach wie vor trüb. Doch es tun sich auch Lichtblicke auf. Bei der für heimische Zulieferer besonders bedeutenden deutschen Autoindustrie haben sich die Geschäftserwartungen nach den historischen, vor allem coronabedingten Einbrüchen wieder etwas aufgehellt, wie das Münchner ifo-Institut zuletzt bekannt gab. Im Juli zeigten die Pfeile demnach bereits den zweiten Monat in Folge deutlich nach oben, freilich ist das Ausgangsniveau sehr niedrig.
Der Barometer kletterte auf 43,7 Punkte, nach 26,9 Zählern im Juni. Die Autobauer rechnen zudem mit einer Zunahme ihrer Exporte. Bei der aktuellen Geschäftslage liegen die Erwartungshaltungen indes weiterhin im negativen Bereich. Hinzu kommt: „Die Entwicklung des Personalbestandes bleibt besorgniserregend“, wie ifo-Experte Klaus Wohlrabe betont. Die Personalplanung verharre unter dem Niveau der Finanzkrise 2009, auch wenn Auftragsbestand und Produktionserwartungen zuletzt zugenommen hätten.
Autozulieferer wie Continental, ZF Friedrichshafen, Bosch oder Schaeffler sehen noch kein Ende der Krise – überall stehen Kostensenkungen ganz oben auf der Agenda.
Magna International mit deutlichen Einbrüchen
Der wichtigste Gradmesser für das Befinden des Automotive-Sektors in der Steiermark ist naturgemäß Magna. Der Gesamtkonzern hat nun seine aktuellen Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt – und die fallen erwartungsgemäß unerfreulich aus. Im zweiten Quartal brach der globale Umsatz im Jahresvergleich um 58 Prozent von 10,13 auf 4,29 Milliarden Dollar (3,62 Milliarden Euro) ein. Das operative Ergebnis (Ebit) drehte von plus 677 Millionen Dollar im Vorjahresquartal auf nunmehr minus 600 Millionen, unterm Strich steht ein Nettoverlust von 652 Millionen.
Seit Mitte Mai wieder Vollbetrieb in Graz
Und wie präsentiert sich die Situation in Graz? Die Gesamtfahrzeugfertigung in Thondorf ist ja nach einem mehrwöchigen Produktionsstopp ab Mitte April stufenweise wieder angelaufen. Seit 14. April läuft der Mercedes G wieder vom Band, Mitte Mai ging man wieder in den Vollbetrieb über, es folgte also auch der Fertigungsneustart für die BMW-und Jaguar-Modelle sowie für den Toyota Supra.
Diese Phase schlägt sich natürlich auch entsprechend in den Bilanzzahlen nieder. So wurden im zweiten Quartal um 61 Prozent weniger Autos in Graz gefertigt als noch im Vergleichszeitraum 2019, die Fertigungszahl fiel von 43.000 auf 16.800. Im ersten Halbjahr waren es insgesamt 47.700 Autos, ein Minus von 46 Prozent, denn in den ersten sechs Monaten 2019 waren es noch 88.900.
Damit sackten auch die Umsätze um 40 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro nach unten. Die rein auf die Coronakrise zurückzuführenden negativen Effekte für die Gesamtfahrzeugfertigung in Graz werden im Magna-Quartalsbericht mit knapp 530 Millionen Euro angegeben. Was auffällt – und auf den ersten Blick sehr überrascht: Das operative Ergebnis (Ebit) hat im Jahresvergleich zugelegt – von 60 auf 79,43 Millionen Euro. Magna begründet dies in seiner Bilanz u. a. mit einer „günstigen Mischung innerhalb der Fahrzeugmontageprogramme“, mit der Entwicklung im Engineering-Bereich sowie mit einer Kostensenkungsinitiative.