Die Staatshilfe für die Austrian Airlines (AUA) soll in den nächsten Wochen fließen, sagte AUA-Finanzchef Wolfgang Jani am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Ausständig sei noch das Okay des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Es geht um 450 Millionen Euro, davon sind 300 Millionen Euro ein staatlich garantierter Kredit und 150 Millionen Euro ein Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss.
Die 150 Millionen Euro des Eigentümers Lufthansa des in Summe 600 Millionen Euro schweren AUA-Rettungspakets sind, wie Jani sagte, im Juli geflossen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Donnerstag in Frankfurt, die Lufthansa habe informelle Signale, dass der WSF den Staatshilfen von Österreich, der Schweiz und Belgien für AUA, Swiss und Brussels Airlines zustimmen wird.
Hilfspaket ausreichend
Jani gab sich überzeugt, dass die 600 Millionen Euro für die AUA reichen werden. Das Hilfspaket sei "keine Papierdeckel-Rechnung", sondern wohl der "meistgeprüfte Businessplan der Republik der letzten Jahre". Man habe den Geschäftsplan auch einem Stresstest unterzogen. Es gebe auch einen Cashpuffer, "den wir nicht ausschöpfen wollen", verwies Jani auf Reserven in den 600 Millionen Euro.
Vorstandschef Alexis von Hoensbroech sprach von historisch schlechten Quartalszahlen und kündigte weitere Verluste an. Bis zu einer Normalität werde es noch länger dauern. Die AUA erwartet, erst 2023 80 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht zu haben. Es könnte aber auch länger dauern. Derzeit bewege man sich so in Richtung 20 Prozent, so Hoensbroech. Das heißt, viele Flieger stehen nach wie vor am Boden, vor allem auf der Langstrecke. Shanghai soll nun aber ab September wieder angeflogen werden.
Geringe Nachfrage
"Die Coronaprobleme werden uns über längere Zeit unangenehm begleiten", so Hoensbroech. Es gebe zwar Nachfrage, aber auf geringem Niveau und das Buchungsverhalten sei sehr kurzfristig. Gut laufen würden die Flüge zu Urlaubsdestinationen am Mittelmeer, etwa in Griechenland. "Wir sehen, dass sich viele Österreich entscheiden, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die Füße."
Als schweren Schlag bezeichnete Hoensbroech die Landeverbote für 31 Länder im Juli. 38.000 Passagiere, davon zwei Drittel Umsteiger, seien betroffen gewesen. Diese seien Gott sei Dank ausgelaufen, hätten die Passagiere aber wieder sehr verunsichert. Kritik übte der AUA-Chef an den kaum zu durchschauenden Reiseregeln. Allein in Österreich gebe es zu Coronatest-Vorlage, Heimquarantäne und Einreiserlaubnis unterschiedliche Regelungen für Umsteiger, Drittstaatenangehörige und Staatsbürger sowie etliche Ausnahmen. "Dazu kommen noch die wechselnden Regeln der 60 Ziele, die wir anfliegen", schilderte Hoensbroech. Derzeit dürften weder Amerikaner in Europa einreisen, noch Europäer in den USA. Er plädierte für ein internationales, flächendeckendes Testprogramm zu moderaten Preisen. "Wer gesund ist und nicht ansteckend, soll reisen dürfen", so sein Credo.
Erstattungen dauern
Zu den zögerlichen Ticketrückerstattungen sagte Hoensbroech, dass mit Juli bereits drei Viertel der Fälle abgearbeitet seien. Ende August sollen die Erstattungen erledigt sein. Man habe im Juli 50 Millionen Euro an Kunden zurückgezahlt, im August werde es nochmals ein zweistelliger Millionenbetrag sein. Eigentlich sind Airlines gesetzlich verpflichtet, das Geld für ausgefallene Flüge innerhalb von sieben Tagen zu ersetzen. In der Coronakrise hat sich fast keine Airline daran gehalten. Hoensbroech erklärte das mit den unglaublich vielen Fällen in astronomischem Ausmaß.
In den nächsten Jahren steht bei der AUA so wie bei vielen anderen Airlines ein Stellenabbau ins Haus. Bis 2022 soll die Zahl der Mitarbeiter von rund 7.000 vor Krise um 1.100 sinken. Bis Ende Juni sank die Zahl durch die natürlich Fluktuation bereits auf 6.756. Vorerst sind keine Kündigungen geplant. Dies wäre auch nicht möglich, weil alle Mitarbeiter in Kurzarbeit sind und deshalb vor Kündigungen geschützt sind. Die AUA geht davon aus, die Kurzarbeit noch länger zu brauchen. Erst danach werde entschieden, ob es im Zuge des Sparkurses auch Mitarbeiter gekündigt werden.
Umsatzeinbruch
Der Umsatz der AUA brach um 94 Prozent auf 35 Millionen Euro ein. Die Fluglinie beförderte im zweiten Quartal nicht mehr als 53.000 Passagiere. "Das haben wir in guten Zeiten normalerweise in eineinhalb Tagen", wie eine AUA-Sprecherin zur APA sagte. Im zweiten Quartal 2019 waren rund vier Millionen Menschen mit der AUA geflogen.
Unter dem Strich stand ein Minus von rund 1,5 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 226 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Betriebsverlust (bereinigtes Ebit) lag mit 1,7 Milliarden Euro noch höher. Bei der Tochter AUA betrug der operative Verlust 99 Millionen Euro, nach 46 Millionen Euro Gewinn im zweiten Quartal 2019.