Die Monate April bis Juni waren weltweit für Unternehmen eine große Herausforderung, viele rutschten in dieser Zeit tief in die roten Zahlen. Doch es gibt auch Branchen, die diese Zeit recht unbeschadet durchtauchen konnten. Dazu gehören die Zulieferer für Smartphones. Denn die neuen Generationen von Apple, Samsung, Huawei und Co. werden im Regelfall im Herbst vorgestellt. Die Produktion dafür läuft im Sommer richtig an, da müssen die einzelnen Komponenten schon fertig sein.
Davon profitiert der steirische Sensor-Spezialist ams AG. Seit Jahren beliefert das Unternehmen unter anderem Apple mit der Hard- und Software zur Gesichtserkennung beim Entsperren des Handys. Weitere Sensoren für Kameras, Bildschirmhelligkeit oder Annäherung stecken in nahezu jedem Gerät. Und so konnte die ams AG mitten in der Coronakrise ihren Umsatz um 13 Prozent auf 391 Millionen Euro steigern. Für das laufende Quartal wird mit einem Plus von 20 Prozent gerechnet. Nach allen Abgaben und Steuern blieb im zweiten Quartal unterm Strich ein Gewinn von fünf Millionen Euro.
Osram im Minus
Eingerechnet sind hier bereits die Kosten für den Kauf der Osram AG, der Anfang Juli von der EU genehmigt wurde. Durch weitere Zukäufe konnte die ams AG ihren Anteil am deutschen Lichtkonzern inzwischen auf 71 Prozent erhöhen. Das Management ist sehr zuversichtlich, dass bis Jahresende ein Beherrschungsvertrag (BGV) umgesetzt wird, das der ams AG den vollen Zugriff auf Osram sichert. Ziel ist es in den kommenden Jahren ein deutlich profitables gemeinsames Unternehmen zu schaffen.
Aktuell sieht es für Osram allerdings nicht so rosig aus. Der Lichtkonzern beliefert vor allem die Automobilindustrie und ist dementsprechend hart von der aktuellen Krise betroffen. Der Nettoverlust vervierfachte sich im dritten Quartal 2019/20 im Jahresabstand von 35 auf 140 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Dank Sparmaßnahmen hielt Osram das Geld zusammen: Der Mittelabfluss (Free Cashflow) beschränkte sich von April bis Juni auf sieben Millionen Euro. Der Umsatz brach vor allem wegen des Produktionsstopps in der Autoindustrie um 29 Prozent auf 606 Millionen Euro ein.
Es wird übrigens das letzte Mal sein, dass die ams AG und Osram ihre Zahlen getrennt präsentieren. Schon ab dem nächsten Quartal sollen die Osram-Ergebnisse in den Präsentationen der ams AG enthalten sein. Schon jetzt wird damit begonnen, enger mit der Münchner Tochter zusammenzuarbeiten, etwa im Hinblick auf die Vorbereitung der künftigen Organisations- und Geschäftsstruktur.
Klar dürfte auch sein, dass der Geschäftsbereich „Digital“ nach der Integration wohl keine Zukunft hat. Die ams AG schreibt, dass sie sich auf die drei Bereiche Sensorik, Illumination und Visualisierung konzentrieren will. Gegenüber der Kleinen Zeitung wird bestätigt, dass „zahlreiche Bereiche dort nicht voll im Einklang mit unserer Strategie stehen.“
Roman Vilgut