Österreichs Industriekonjunktur läuft laut Bank Austria wieder an, getragen vor allem von Inlandsaufträgen und einem starken Anstieg beim Output. Der UniCredit-Bank-Austria-Einkaufsmangerindex hat erstmals seit Beginn der Coronakrise die Wachstumsschwelle überschritten. Die Talfahrt sei erwartungsgemäß im Juli gestoppt worden. Der Beschäftigungsabbau geht weiter, wird aber schwächer.
Der UniCredit-Bank-Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) stieg im Juli auf 52,8 Punkte, nach 46,5 Punkten im Juni. Er erreichte damit "den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren und lag erstmals seit Beginn der Coronakrise über der Wachstumsschwelle von 50", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Mittwoch in einer Pressemitteilung. "Somit dürfte die kurze, aber tiefste Rezession der österreichischen Industrie beendet sein."
Erholung ab Herbst
Der Aufwärtstrend des Einkaufsmanagerindex und der Produktionserwartungen "bestätigen unsere Erwartungen, dass die Rezession in der Industrie und in der Gesamtwirtschaft im Sommer endet und in der zweiten Jahreshälfte eine spürbare Erholung einsetzt." Mit einem BIP-Rückgang um rund 8 Prozent 2020 und einem Wachstum um rund 7 Prozent 2021 "gehen wir unverändert von einem etwas verzögerten V-förmigen Konjunkturverlauf aus." Ende 2021 werde die österreichische Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau noch immer um rund 1 Prozent verfehlen.
Im Juli hat die Industrie ihr Produktionsvolumen erstmals wieder ausgeweitet, auch wenn der Zugewinn laut Bank Austria "angesichts des historischen Einbruchs in den Monaten davor als verhalten bezeichnet werden kann". "So wie in den meisten Ländern des Euroraums waren es auch in Österreich vor allem die Inlandsaufträge, die für die gestiegene Dynamik verantwortlich waren", so Bruckbauer. Zuwächse meldete vor allem die Konsumgüterindustrie. Weiter schwach bleibt die Auslandsnachfrage: Der Index für neue Exportaufträge lag bei 49,6 Punkten, jener für Neuaufträge insgesamt bei 55,0 Punkten.
Der Mitarbeiterabbau ging weiter, wenn auch deutlich weniger stark als in den vier Monaten davor. "Seit dem Beginn der Coronakrise sind in der österreichischen Industrie viele Jobs verloren gegangen. Durch die starke Ausnutzung der Kurzarbeitsregelung zeigte sich der Arbeitsmarkt der Industrie im Vergleich zur Gesamtwirtschaft jedoch deutlich robuster", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Der Beschäftigungsstand werde auch im Juli um 2 Prozent unter Vorjahr liegen. Angesichts eines Wertes von weiterhin unter 50 beim Beschäftigungsindex sei damit zu rechnen, dass die Erholung des Arbeitsmarkts in der Industrie wegen der schwierigen Lage im Export deutlich langsamer verlaufen werde als in der Gesamtwirtschaft.
Die Lockerungen und die Aussicht auf eine weitere Normalisierung des Wirtschaftslebens trugen dazu bei, dass die Geschäftsaussichten der heimischen Industrie erstmals binnen Jahresfrist mit 54,2 auf über 50 Punkte gestiegen sind. Sie blieben aber unter dem historischen Durchschnitt von 55,6 Punkten, wie die Bank Austria mitteilte.