Wenn es um Tesla geht, gibt es meist nur zwei Meinungen. Die einen verehren den Autobauer mit samt seinem charismatischen Chef Elon Musk und bejubeln einen Aktienkurs-Rekord nach dem anderen. Die anderen verachten den Konzern und bekritteln die schlechte Qualität der Autos und die fehlenden Gewinne.
Zumindest dieses letzte Argument verlieren die Tesla-Skeptiker nun. Denn bereits zwölf Monate in Folge kann der US-Autobauer nun schwarze Zahlen melden. 104 Millionen US-Dollar Gewinn konnte im zweiten Quartal des Jahres erwirtschaftet werden. Es ist ein Meilenstein. Noch nie seit der Gründung gab es vier aufeinanderfolgende Quartale mit Gewinn.
Langer Atem
Der Weg hierher war ein langer und mehr als einmal wurde die Überlebensfähigkeit von Tesla von Experten in Zweifel gezogen.
2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründet, war die erste Mission das Entwickeln eines E-Autos, das auch für Langstrecken taugt. Schnell wurde der Tech-Millionär Elon Musk als Investor gewonnen, der 2008 die Leitung des Unternehmens übernahm. Im selben Jahr wurde mit dem Roadster das erste Tesla-Modell vorgestellt. Der Sportwagen hatte eine Reichweite von 320 Kilometern. 2450 Stück konnte Tesla verkaufen.
Das legte die Basis für den Aufstieg des Konzerns. 2010 ging das Unternehmen an die Börse und verschaffte sich das nötige Kapital für weiteres Wachstum. Es wurde die Autofabrik in Fremont gekauft, in der das Model S entwickelt wurde. Die Luxus-Limosine erfreute sich großer Beliebtheit, dennoch schaffte es Tesla nicht diese Popularität auch in Gewinne umzumünzen. Die Jahresabschlüsse blieben tief rot. Doch mit seinen charismatischen Auftritten und immer neuen Modellvorstellungen konnte Musk die Aktionäre beruhigen und die Fan-Basis von Tesla ausbauen.
Schritt in den Massenmarkt
2016 kam mit dem Model 3 das lange geforderte „Massen-Auto“. Innerhalb einer Woche wurde rund 325.000 Einheiten reserviert. Und seither kommt der Konzern nicht mit der Produktion hinterher. Ein Umstand, der Tesla in der Krise nutzt. Es gibt eine lange Warteliste, die abgearbeitet werden kann. Die Absatzzahlen bleiben stabil.
Dass Tesla überhaupt Gewinne erzielen kann, hielten Börsenexperten lange für unwahrscheinlich. Immer wieder wurde gewarnt, dass dem Autobauer bald das Geld ausgehen würde.
Heute ist die Lage umgekehrt. Alle Autobauer setzen inzwischen auf E-Mobilität und Digitalisierung. Dieser Wandel kommt teuer. Rund um die Welt werden Fabriken umgebaut, die Produktion verschlankt und Personal abgebaut.
Tesla geht genau den umgekehrten Weg. Statt zu sparen, wird investiert. Jahrelang war das Werk in Fremont die einzige Autofabrik des Konzerns. Nach der Eröffnung der Fertigung in Shanghai, soll auch in Deutschland eine Produktion hochgefahren werden. In den USA wird es ein zweites Autowerk in Texas geben. Damit setzt Musk den Wachstumskurs bei Tesla unbeirrt fort.
Verbrenner verlieren
Und so soll heuer endlich die magische Schwelle von 500.000 Auslieferungen geknackt werden. Dass das mitten in einer Wirtschaftskrise gelingen kann, liege auch daran, dass der E-Autobauer eine andere Käuferschicht habe als die Mitbewerber, erklärt Günter Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure. „Tesla-Kunden sind durch die Krise weniger stark betroffen.“
Bei Verbrennern war der Einbruch in Österreich hingegen verheerend. Bei Benzin-Autos gab es im ersten Halbjahr 45,1 Prozent weniger Zulassungen, bei Diesen betrug das Minus 36,7 Prozent. Auch bei E-Autos gab es einen Rückgang von zwei Prozent. Einen Zuwachs trotz Krise erlebten die Hybrid-Antriebe. „Diese Technologie wird als gute Zwischenlösung gesehen.“
Generell ist die Branche optimistisch. Die Hoffnung ist, dass sich die Lage bis Herbst erholt und es in den Monatsstatistiken kein Minus mehr zum Vorjahr gibt. „Übers Jahr rechnen wir aber mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent“, erklärt Kerle. Das wären 100.000 Neuwagen weniger als 2019.
Roman Vilgut