Seit über 100 Jahren treiben Rohöl, Diesel und Benzin die Wirtschaft an. Durch den Klimawandel sind die Folgen inzwischen für jeden spürbar. Daher hat sich Österreich das Ziel gesetzt, bis 2040 CO2-neutral zu sein. Und ein zentraler Baustein dafür seien synthetische Treibstoffe, erklärt Jürgen Rechberger, Leiter der Wasserstoff-Abteilung bei AVL List.
Das Unternehmen hat eine neue Technologie entwickelt, welches die Herstellung deutlich günstiger macht. "Auf diesem Weg kann erneuerbare Energie kostengünstig und praxistauglich speicherbar gemacht werden", erklärt AVL-CEO Helmut List. Zusammen mit dem Institut für Wärme und Öltechnik (IWO) soll daher eine Testanlage errichtet werden.
Klimaneutrale Autos
Konkret geht es dabei um die chemische Verbindung von Wasserstoff und CO2 durch das Fischer-Tropsch-Verfahren. Heraus kommen drei Stoffe: ein Diesel-Äquivalent, Wachse und eine Basis zur Kerosin-Herstellung. "Wir brauchen das, um auch 2040 noch alte Autos klimaneutral betreiben zu können", erklärt Rechberger. Die Zukunft des Pkw-Verkehrs sieht er aber in Batterie und Brennstoffzelle. Synthetischen Treibstoffe würden für die Luft- und Schifffahrt benötigt. "Hier braucht man einfach gut lagerbare Stoffe mit einer hohen Energiedichte."
Diese Technologie öffnet auch der Branche Energiehandel ein Fenster in die Zukunft. Denn es könne auf bewährte Technik gesetzt werden, sagt Jürgen Roth, Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer und Vorstandsvorsitzender des IWO. "Die Vision eines leistbaren, CO2-neutralen, flüssigen und genormten Brenn- und Kraftstoffes, 100 Prozent Made in Austria, wird mit unserer Pilotanlage Realität."
Die CO2-Neutralität ist allerdings der Knackpunkt der Technologie. Denn nicht nur der für die Synthese notwendige Wasserstoff muss dafür mit Ökostrom erzeugt werden. Für echte Klimaneutralität sollte auch das CO2 nicht aus fossilen Brennstoffen kommen, sondern aus Biomasse- oder Biogasanlagen. Theoretisch ist das Filtern aus der Luft möglich, die Technologie sei derzeit aber zu teuer, sagt Rechberger. Und schon heute ist die Herstellung dieses grünen Diesels nicht günstig – auch mit der Technologie von AVL. Je nach Strompreis kostet der Liter bis zu 1,5 Euro, ohne Vertriebskosten.
Roman Vilgut