Es stehe ein „langer Verhandlungstag“ an, heißt es im Vorfeld des heutigen Sozialpartnertreffens von Beteiligten. Kein Wunder, gibt es doch in Sachen „Kurzarbeit Neu“, oder „Kurzarbeit Drei“, wie sie auch gerne genannt wird, noch viele offene Fragen. Klar ist nur, dass ob des weiterhin großen Bedarfs ein adaptiertes Modell die „Covid-19-Kurzarbeit“ ersetzen wird, die offiziell Ende September ausläuft. Wo aber verlaufen zurzeit die Bruchlinien zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite?

Mindestarbeitszeit. Während die Wirtschaftskammer Arbeitszeit weiter um bis zu 90 Prozent reduziert haben will, pocht die Gewerkschaft auf eine Mindestarbeitszeit von „40 Prozent“, wie Baugewerkschafter Josef Muchitsch im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärt. Muchitsch: „Je höher die Arbeitszeit, umso geringer der Verdacht auf Missbrauch.“ An den Ersatzraten wird wohl nichts verändert.

Bildungspflicht. Die Wirtschaftskammer will die „Nicht-Arbeitszeit“ während der Kurzarbeit neu gestalten und fordert eine „Bildungspflicht“, sobald die Arbeitszeit um mehr als 20 Prozent verkürzt wird. Die Gewerkschaft zweifelt an der Realisierbarkeit der Maßnahme.

Branchenlösungen. „Wir brauchen Branchenlösungen“, mahnt Josef Muchitsch eine differenzierte Variante der Kurzarbeit ein. Weil: „Unterschiedliche Branchen haben unterschiedliche Probleme.“

Dauer. Der Geltungszeitraum der „neuen“ Kurzarbeit dürfte deutlich ausgeweitet werden, von bis zu zwei Jahren – mit zwischenzeitlichen Evaluierungen – ist aktuell die Rede.

Baugewerkschafter Josef Muchitsch
Baugewerkschafter Josef Muchitsch © APA/GEORG HOCHMUTH

Am Arbeitsmarkt selbst registriert man indes weiter eine langsame Entspannung. In der Steiermark etwa sank die Arbeitslosigkeit im Mai und Juni „um je 8000 Personen“, wie AMS-Chef Karl-Heinz Snobe wissen lässt. Während der Trend in der ersten Juli-Woche anhielt, zeigt sich seitdem eine Stagnation. Snobe: „Das starke Zurückholen von freigestellten Arbeitskräften ist finalisiert.“

In Kurzarbeit befinden sich in der Steiermark noch 80.000 Menschen, 5000 anstelle der einst 15.000 Betriebe verwenden das Instrument. „Keinerlei Information“ habe das steirische AMS zum Verhandlungsstand in Bezug auf die neue Kurzarbeit. Für Snobe ist das „sehr bedauerlich“, immerhin müsse man sich auf den neuen Bedarf vorbereiten.

Kärnten: Pandemie sorgt für Plus von 36 Prozent

In Kärnten ging die Arbeitslosenzahl innerhalb der letzten Woche um 0,6 Prozent bzw. 126 Personen zurück. Seit Anfang Juli beträgt der Rückgang fast 2500 Personen, -10,4 Prozent. Dennoch sind derzeit 21.090 Personen in Kärnten arbeitslos gemeldet, verglichen mit dem Wert von Ende Juni 2019, damals waren es 15.493, ein Anstieg um 36 Prozent infolge der Pandemie.

„Das zeigt, dass es zwar leichte Rückgänge zu verzeichnen gibt, aber keine nachhaltige Entlastung“, sagt Peter Wedenig, Chef des Kärntner Arbeitsmarktservice. In Kurzarbeit sind aktuell in Kärnten 1950 Betriebe mit 16.124 Beschäftigten.