Schon bei der Gründung der Schokoladenmanufaktur spielte Mülltrennung eine zentrale Rolle, erinnert sich Julia Zotter, Tochter des Firmengründers Josef Zotter. "Zusammen mit meinem Bruder und meinem Großvater war es unsere Aufgabe, die Kartons zu zerreißen. War der Container voll, sind wir wie in einer Hüpfburg darauf herumgesprungen." Bis heute mache es ihr Spaß, den Karton zusammenzupressen - natürlich maschinell und nicht mehr durch Hüpfen.
Die kleine Geschichte spiegelt nicht nur die Entwicklung des Schokoproduzenten wider, sondern zeigt auch den technischen Fortschritt in der Müllentsorgung. Zusammen mit Recycling-Konzern Saubermacher macht Zotter einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung der Abfallverwertung.
Digitale Mülltonne
Seit rund einem Jahr verwendet das Unternehmen die Sensorlösung "Andi" von Saubermacher. Es entsteht quasi eine "smarte" Mülltonne, die im Kundenportal des Entsorgers meldet, wenn sie voll ist. Danach wird die Entleerung organisiert. Der Vorteil: Es gibt keine überfüllten Mülltonnen und abgeholt wird nur, wenn es wirklich notwendig ist.
"Die optimierten Transportwege helfen dabei, CO2 einzusparen", erklärt Saubermacher-Gründer Hans Roth, der in dem Sensor auch eine Klimaschutz-Technologie sieht. "Man muss Zeichen setzen, welche die Welt verändern", sagt Roth. Und der Einsatz von intelligenten Sensoren in der Abfallwirtschaft sei so ein Zeichen, ist er überzeugt.
Analyse der Wertstoffe
Bisher wird "Andi" vor allem zur Planung der Abholung verwendet. Allerdings ist das Einsatzfeld breiter. Es gibt einen Temperaturfühler, der Mülltonnen-Brände direkt an die Feuerwehr melden könne. Außerdem sei es auch möglich, mittels KI die Stoffe zu analysieren, die in einer Tonne landen. Beispielsweise ob Plastik oder Papier in der Hausmülltonne landet und nicht getrennt wird. In der Schweiz gäbe es hier bereits erste Versuche, erklärt Roth.
Dabei gehe es aber in erster Linie nicht um die "Kontrolle" der Bürger, sondern vielmehr um eine Optimierung der Kosten. "Restmüll ist die teuerste Tonne. Wir sollten auch im Sinne der Umwelt versuchen, sie so klein wie möglich zu halten." Und der Schlüssel dafür sei die Mülltrennung, wie sie im Hause Zotter seit der Firmengründung gelebt werde.
Roman Vilgut