Der flüchtige Ex-Vorstand des deutschen Finanzdienstleisters Wirecard, Jan Marsalek, hat gegen ihn erhobenen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal laut einem Zeitungsbericht nicht widersprochen. "Ich dementiere die Vorwürfe auch nicht", zitierte das "Handelsblatt" am Donnerstag aus einer privaten Kommunikation Marsaleks mit einem Vertrauten über den Messengerdienst Telegram.
Der gebürtige Österreicher schrieb demnach in dem Austausch am 21. Juni: "Einer muss Schuld haben, und ich bin die naheliegende Wahl." Auf die Frage, ob Ex-Wirecard-Vorstandschef Markus Braun, ebenfalls ein Österreicher, vom Absturz des DAX-Unternehmens überrascht gewesen sei, textet Marsalek demnach: "Es wäre schlimm, wenn er das nicht gewesen wäre." Und weiter: "Es geht zunächst mal darum, die Firma, Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Ein vereinfachter Narrativ hilft da." Er betonte: "Also einer muss schuld sein - und ich qualifiziere mich ganz ausgezeichnet dafür." Allerdings sei er gerade schwer zu erreichen, schrieb Marsalek.
Auf der Flucht
Der Aufenthaltsort des ehemaligen Wirecard-Vorstands ist weiter unbekannt. Marsalek hatte über seinen Anwalt erklären lassen, sich nicht der Justiz stellen zu wollen. Marsalek war bei Wirecard für das operative Tagesgeschäft zuständig. Marsalek war seit 2011 "Senator" des der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft mit Sitz in Wien, ebenso wie sein Wirecard-Kollege Braun.
Das Unternehmen hatte eingestanden, dass in der Jahresbilanz 1,9 Mrd. Euro fehlen und das Geld bei zwei philippinischen Banken vermutlich gar nicht existiert. Der Börsenkurs des Dax-Konzerns stürzte ab, das Unternehmen meldete Insolvenz an. Ex-Wirecard-Chef Braun hat sich inzwischen der Justiz gestellt.