1 Wie viele Kunden sind betroffen vom Skandal in der Commerzialbank Mattersburg und wie hoch ist der Schaden?
Auch wenn die burgenländische Bank ein kleines Institut ist, gab es immerhin 60.000 Kontobeziehungen und laut Bank 13.500 aktive Kunden. Der Schaden sei jedenfalls sehr hoch, ließ die Finanzmarktaufsicht am Mittwoch durchblicken. Hier stehen die Ermittlungen am Beginn. Spekulationen reichen bis zu 400 Millionen Euro, so viel soll an gedeckten Einlagen in der Bank liegen. Der Vorwurf lautet, dass Guthaben und Kreditforderungen erfunden wurden, und das mutmaßlich über Jahre – es gilt die Unschuldsvermutung.

2 Welche Großkunden bangen um ihre Einlagen?
Die Energie Burgenland veranlagte rund fünf Millionen Euro bei der Commerzialbank. Das Wiener Technologieunternehmen Frequentis AG bangt um 31 Millionen Euro. Auch der Konzertveranstalter Barracuda – Ausrichter der Großfestivals „Nova Rock“ und „Frequency“ – hat Einlagen in der Höhe von 34 Millionen Euro in Mattersburg. Die Barracuda Holding gehört zu 71 Prozent zum deutschen Veranstaltungskonzern CTS Eventim. Man werde alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Rechte zu wahren“, hieß es in einer Aussendung. In Österreich gehört auch das Portal oeticket zur Eventim-Gruppe. Weiters betroffen sind freilich die regionale Wirtschaft und Gemeinden im Burgenland.

3 Welches Geld ist sicher?
Pro Kunde sind Einlagen bis zu 100.000 Euro und Anlegerentschädigungsansprüche bis zu 20.000 Euro gesetzlich gesichert. Den in der Nacht auf Mittwoch eingetretenen „Sicherungsfall“ wickelt die Einlagensicherung Austria (ESA) ab. Forderungen darüber hinaus sind in einem Insolvenz- bzw. Konkursverfahren anzumelden.

4 Ist genug Geld in der Einlagensicherung?
„Definitiv“, sagte Franz Rudorfer, Aufsichtsratschef der Einlagensicherung, der Agentur Bloomberg. Wenn die Pleite der Ex-Meinl-Bank Anglo Austrian ABB 50 Millionen Euro und das Ende der Commerzialbank 400 Millionen kostet, seien aber mit einem Schlag zwei Drittel der Einlagensicherungsmittel aufgebraucht.

5 Was können Inhaber von Konten bei der Commerzialbank jetzt tun?
Die Finanzmarktaufsicht hat der Bank jede weitere Geschäftstätigkeit verboten, damit haben Kunden keinen Zugriff mehr auf ihre Konten. Die Auszahlung von Geldbeträgen durch die ESA erfolgt auf das Konto einer anderen Bank. Deshalb ist es wichtig, ein neues Konto bei einem anderen Institut zu eröffnen. Ein Werben der Banken bei den frei werdenden Kunden hat eingesetzt. Die ESA berechnet die Entschädigungsbeträge gerade auf der Grundlage der Kunden- und Kontodaten der Commerzialbank. Seit gestern sind ESA-Vertreter vor Ort, um sicherzustellen, dass alle Transaktionen bis 100.000 Euro in den nächsten Tagen abgewickelt werden. Außerdem hat die ESA eine Service-Hotline eingerichtet – 0800 404345 bzw. +43 (1) 358 90 34.

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6 Welche weiteren Einrichtungen bieten den Opfern Hilfe an?
Die BH Mattersburg bietet Betroffenen seit gestern Beratungen an. Auch hier wurde eine Hotline installiert – 057600-2465. Das Land startete eine Gratis-Rechtsplattform für Privatpersonen, die AK bietet ebenfalls Hilfe an. Für Unternehmen gibt es Unterstützung durch die Wirtschaft Burgenland GmbH – 059010-210.

7 Warum fielen die Malversationen nicht früher auf?
Die Mattersburger Bank wurde von 2006 bis 2018 von der Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA geprüft. Sie erklärt, selbst getäuscht und betrogen worden zu sein. Damit gibt sich Anlegeranwalt Ingo Kapsch nicht zufrieden. Er hinterfragt die Rolle der Prüfer und würde sich im Falle eines Strafverfahrens in der Causa als Privatbeteiligter anschließen. Es gehe um eine mögliche Haftung.

8 Welche Schritte werden gegen Vorstand Martin Pucher gesetzt?
Der Fall liegt bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Gegen Pucher, der Selbstanzeige erstattet hat, besteht der Verdacht der Bilanzfälschung und Untreue. Es soll Hausdurchsuchungen gegeben haben. Puchers Anwalt Norbert Wess war gestern laut seiner Kanzlei auf Urlaub.

9 Was passiert mit dem SV Mattersburg?
Martin Pucher ist seit 1988 Chef des Vereines, die Commerzialbank Sponsor. Es geht also auch um die Existenz und den Verbleib des SV Mattersburg in der Bundesliga, die dortigen Gremien prüfen. Eine Entscheidung steht aber aus.