Der konservative irische Finanzminister Paschal Donohoe, für den sich auch Österreich stark gemacht hatte, wird neuer Chef der Eurogruppe. Das entschieden die 19 Staaten der Gemeinschaftswährung am Donnerstag in einer Videokonferenz.
Donohoe setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch: die Spanierin Nadia Calviño und den Luxemburger Pierre Gramegna. Spanien fühlt sich bei der Wahl hintergangen. Die Regierung in Madrid habe eigentlich die notwendigen zehn der 19 Stimmen zusammengehabt. Die Sozialdemokratin Calviño wäre die erste Frau an der Spitze der Euro-Gruppe geworden. Sie galt als Favoritin, unterlag aber denkbar knapp im zweiten Wahlgang mit einer Stimme gegen Donohoe.
Die Eurogruppe ist ein informelles Gremium der Wirtschafts- und Finanzminister aus den 19 Staaten der Währungszone. Sie beraten normalerweise einmal im Monat und koordinieren sich in Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik.
Wechsel inmitten der tiefsten Rezession
Der 45-jährige Donohoe gehört der bürgerlichen Partei Fine Gael an und ist seit Juni 2017 Finanzminister seines Landes. Er hatte die Unterstützung der christdemokratischen Parteienfamilie Europäische Volkspartei. Der verheiratete Vater zweier Kinder hat einen Abschluss in Politik und Wirtschaft.
Der Wechsel kommt mitten in der tiefsten Rezession in der Geschichte der Europäischen Union und der 2002 als Zahlungsmittel eingeführten Gemeinschaftswährung. Demnach wird die Wirtschaftsleistung der Eurozone dieses Jahr wegen der Corona-Krise um 8,7 Prozent schrumpfen und sich nächstes Jahr nur teilweise erholen.
Der scheidende Vorsitzende Mario Centeno äußerte jedoch die Hoffnung, dass die erwogenen Konjunkturhilfen das Schlimmste abwenden können: "Ich erwarte, dass diese politische Antwort das Schicksal verändert und uns hilft, den Schlag abzufedern und den Binnenmarkt zu schützen."