Vor dem Hintergrund von 106.000 Menschen, die steiermarkweit nach wie vor in Kurzarbeit sind, sowie fast 47.000 Arbeitslosen könne „keine Rede davon sein, dass die Krise überwunden wäre“, betonte AMS-Chef Karl-Heinz Snobe beim Arbeitsmarktgipfel des Landes.
Die Landesrätinnen Doris Kampus und Barbara Eibinger-Miedl haben mit den Sozialpartnern von Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, ÖGB und Industriellenvereinigung die Lage analysiert.
Kampus betonte, dass im Rahmen der 40 Millionen Euro schweren Coronastiftung für 5000 Betroffene nun die ersten Ausbildungen starten. „Wir stocken die Pflegestiftung um 400 Plätze auf. Die Klimastiftung startet mit 200 Plätzen. Und es gibt zusätzlich ein Jugendbeschäftigungspaket. Dieses Jugendbeschäftigungspaket umfasst weitere 100 Plätze in Produktionsschulen für sozial benachteiligte Jugendliche, wofür zusätzlich eine Million Euro zur Verfügung steht. Neben dem Jugendcollege um 1,2 Millionen Euro schaffen wir 45 Plätze für Lehrausbildung in der Klimastiftung. Im Rahmen einer neuen überbetrieblichen Lehrausbildung werden 50 Plätze für die Ausbildung in gastronomischen Berufen gemeinsam mit dem AMS geschaffen. Dafür stehen 1,5 Millionen Euro vom Sozialressort zur Verfügung.“ Ergänzt werde das Jugendpaket durch das Talentcenter der Wirtschaftskammer Steiermark sowie die virtuelle Lehrstellenbörse der Industriellenvereinigung gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice.
Eibinger-Miedl: Qualifizierungs- und Informatik-Offensive
Von der größten Bewährungsprobe für Wirtschaft und Arbeitsmarkt der letzten jahrzehnte spricht Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. "Wir arbeiten daher gerade an einem Konjunkturpaket, um Unternehmen und damit Arbeitsplätze in der Steiermark zu erhalten." Es gelte nun, "Arbeitskräfte für jene Bereiche zu qualifizieren, in denen ein besonders hoher Bedarf besteht". So habe Corona einen enormen Digitalisierungsschub in vielen Unternehmen ausgelöst. „Wir brauchen daher eine Qualifizierungsoffensive im Allgemeinen und eine Informatik-Offensive im Besonderen, um die dringend benötigten IT-Fachkräfte auszubilden. Das würde langfristige Job-Perspektiven bieten", sagt Eibinger-Miedl.
Pesserl: "Öffentliche Investitionen vorziehen"
Der Appell von AK-Präsident Josef Pesserl: Sinnvolle und notwendige Investitionen durch die öffentliche Hand vorziehen und jetzt durchführen." Das löse auch Folgeinvestitionen bei privaten Unternehmen aus. Dadurch entsteht Beschäftigung und damit wird die Massenkaukraft gestärkt, so Pesserl. Er fordert auch eine Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung und höhere Investitionen in die Ausbildung.
Herk: "Zusätzliche Initiativen im Bereich der Lehre"
Für WK-Präsident Josef Herk hat sich das Covid-Kurzarbeitsmodell "als wichtiges Instrument gegen ein übermäßiges Ansteigen der Arbeitslosigkeit" erwiesen. "Da dieses Modell aber zeitlich befristet ist, gilt es für die zweite Jahreshälfte ein Nachfolgemodell zu entwickeln, das ähnlich attraktiv für Unternehmen ist und neben der Beschäftigungswirksamkeit auch zur Erhaltung der Kaufkraft beiträgt und Bildungsanreize beinhaltet." Es brauche aber auch "zusätzliche Initiativen im Bereich der Lehre, um hier einen möglichen Einbruch im Herbst zu verhindern und um damit der Jugendarbeitslosigkeit vorzubeugen", so Herk.
Schachner: "Mehr Engagement von Bundesseite"
„Ich betrachte die Entwicklungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt im Gefolge der Corona-Krise mit großer Sorge", betont der ÖGB-Landesvorsitzende Horst Schachner. "Wir begrüßen die Initiativen der Landesregierung wie die Corona-Stiftung und Produktionsschulen, verlangen aber insbesondere auch von Bundesseite mehr Engagement, um den arbeitslos gewordenen Menschen wieder Arbeit zu verschaffen." Auch Schachner fordert eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, "weil die derzeitige Nettoersatzrate von lediglich 55 Prozent viele Arbeitslose vor enorme Schwierigkeiten stellt".