Im Skandal um den DAX-Konzern Wirecard fordert die Anlegervereinigung DSW lückenlose Aufklärung. "Das ist eine Katastrophe", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Donnerstag auf Anfrage zu dem angekündigten Insolvenzantrag. "Bei Wirecard hat das System versagt", kritisierte Tüngler im Hinblick auf Vorstand und Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer und behördliche Aufsicht durch die Bafin.
Der Vorstand von Wirecard hatte am Vormittag Insolvenzantrag wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit angekündigt - eine Woche nach der Verschiebung der Jahresbilanz für 2019, die der erste Akt in dem einwöchigen Drama gewesen war. "Dieser Fall muss komplett aufgeklärt werden, damit wir daraus lernen können", sagte Tüngler dazu. "Das darf nicht wieder so laufen wie bei Volkswagen, dass sich das jahrelang hinzieht und dann mit einer Geldbuße endet."
Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro
Im Mittelpunkt des Skandals stehen mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Für Anleger ist der bevorstehende Insolvenzantrag eine schlechte Nachricht: "Die Aktionäre sind bei einem Insolvenzverfahren mit ihren Ansprüchen die letzten in der Reihe."
Der Fall Wirecard sei "von der Dimension her sehr schwer zu greifen", meinte der DSW-Hauptgeschäftsführer. "In diesem Umfang und Ausmaß hat es das bei einem DAX-Konzern noch nie gegeben, innerhalb von einer Woche in die Insolvenz." Die Schnelligkeit der Entwicklung deute drauf hin, "dass die Probleme noch sehr viel größer sind als bisher bekannt."