Zum 18. Mal hätte heuer im Juni der Kärntner Exporttag stattgefunden, bei welchem den Firmenchefs in der Regel Wirtschaftsdelegierte aus aller Welt für Gespräche zur Verfügung stehen. Bedingt durch die Coronakrise gibt es 2020 erstmals einen rein virtuellen Exporttag der Wirtschaftskammer Österreich sowie der Landeskammern. Im Rahmen von Videomeetings, für die man sich vorab anmelden muss, werden persönliche Beratungsgespräche über die Bühne gehen.
Keynote Speaker wie Parag Khanna, Matthias Horx, Axel van Trotsenburg und Gernot Wagner geben ihre Zukunftseinblicke auf digitalem Weg. "Ein solches Event heuer physisch zu organisieren, wäre einfach nicht möglich gewesen. Die Experten kommen ja aus den unterschiedlichsten Ländern. Zum Teil gibt es keine Flüge, und auch Ein- und Ausreisebestimmungen sind sehr unterschiedlich", erklärt Meinrad Höfferer, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Kärnten sowie der Corona-Task-Force.
Exportpreis Kärnten wird es demnach erstmals auch keinen geben. "Es ist auch nicht die Stimmung dafür. Die Aussichten im Export sind nicht rosig", sagt Höfferer. Die Auftragslage habe sich deutlich eingetrübt. Es gäbe natürlich Branchen, wie die Konsumgüterproduktion oder die Wartung und Instandhaltung, wo es zumindest wieder anlaufe. Andere Firmen wiederum hätten jetzt noch relativ volle Auftragsbücher, es bestehe aber die Unsicherheit, wie es im Herbst weitergehen wird.
In der Holzbranche zum Beispiel sei es die Frage, wie sich der italienische Markt als wichtigster Exportmarkt entwickeln wird. Und auch bei der für Kärnten wichtigen Automobilindustrie hänge alles an der Nachfrage. "Es geht also darum, wie gut der Export anspringt und wie schnell es dann wieder bergauf geht." Österreichweit liegen bisher nur Zahlen bis zum März 2020 vor. Und in dem Monat lagen die Einfuhren bei einem Minus von 8 Prozent, die Ausfuhren bei einem Minus von 5,2 Prozent. Allerdings erfolgte der Shutdown ja erst Mitte des Monats. Aussagekräftiger werden die Zahlen für das zweite Quartal sein. Und auch die Prognose für die zweite Jahreshälfte ist mehr als schwierig, so Höfferer. Denn vieles hänge unter anderem davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Exportländern entwickle.
Kernthema für die Firmen in dem Zusammenhang ist wohl die Exportfinanzierung. Wie kann ich als exportierendes Unternehmen meinen internationalen Kunden eine attraktive Finanzierung anbieten, wie kann ich meine Auslandsinvestitionen, Exporte und damit einhergehenden Inlandsinvestitionen günstig finanzieren und wie sichere ich wirtschaftliche und politische Risiken ab? Einige der wesentlichen Fragen für die Zukunft.
Zwei wesentliche Instrumente in der Finanzierung
Zwei Instrumente in dem Kontext sind, so Höfferer, der Käuferkredit der Österreichischen Kontrollbank, wenn Firmen im Ausland zum Beispiel bei der Anschaffung neuer Maschinen keinen Kredit bekommen, sowie die Absicherung kurzfristiger Kreditrisiken über die Kontrollbank, also eine Exportkreditgarantie. Themen, die beim Exporttag genauer beleuchtet werden.
Astrid Jäger