Er habe gar kein Interesse daran, berühmt zu sein. Das sagte Markus Braun im September 2018 der Wochenzeitung "Zeit" bei einem seiner seltenen Medienauftritte. Der öffentlichkeitsscheue Manager war in den Fokus der Medien gekommen, nachdem sein Unternehmen Wirecard die Commerzbank im deutschen Börsenindex DAX abgelöst hatte.
Nur wenige hatten von dem Finanzdienstleister gehört, der nun zu den 30 wichtigsten Unternehmen an der Frankfurter Börse zählt. Und plötzlich wurde der Braun mit Internetgrößen wie Elon Musk oder SAP-Gründer Dietmar Hopp verglichen; ein Star der Digital Economy, und das aus Österreich.
Medienscheu
Das Rampenlicht suchte Braun nie. Er ist mit privaten Informationen ebenso zurückhaltend wie sein Unternehmen mit der eigenen Marke. Das Angebot der Wirecard reicht ja von der Bestellung im Onlineshop bis zur digitalen Kreditkarte am Handy. Doch den Namen Wirecard findet man nur im Kleingedruckten. Und so weiß man auch von Braun nur das Nötigste.
Er ist verheiratet und hat ein Kind. Geboren wurde er 1969 in Wien. Als Sohn einer Gymnasiallehrerin und eines Volkshochschuldirektors interessierte er sich für Mathematik und Musik – er spielt Geige. Nach der Matura studierte er Wirtschaftsinformatik in Wien. Nach einigen Jahren als Unternehmensberater und der Promotion kam er im Jahr 2000 zur Wire Card AG.
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 bestand kaum Interesse am Angebot des Unternehmens, dessen Geschicke Braun ab 2002 leitete. Bezahlen im Internet war nur für zwei Branchen interessant: Online-Glückspiel und pornografische Webseiten.
Binnen 18 Jahren wandelte Braun Wirecard zwar zu einem seriösen Konzern, doch das Schmuddelimage blieb haften. Zu zurückhaltend agierte der Konzern, zu mysteriös war dessen Vorstandsvorsitzender. Die Karriere des digitalen Hoffnungsträgers findet ein jähes Ende in einem Bilanzskandal in Milliardenhöhe. Dafür wollte Braun bestimmt nie berühmt sein.
Roman Vilgut