Der steirische Unternehmer Georg Knill (Knill-Gruppe) ist am 18. Juni zum neuen Präsidenten der Industriellenvereinigung gewählt worden. Erstmals standen drei Kandidaten zur Wahl. Knill hat sich gegen den ehemaligen Voestalpine-Chef Wolfgang Eder und den Vorarlberger Fabrikanten Martin Ohneberg durchgesetzt.

Knill löst den Wiener Unternehmer Georg Kapsch nach acht Jahren ab. Am Freitag hat er zusammen mit seinen beiden Vizepräsidenten Sabine Herlitschka (Infineon) und Philipp von Lattorff (Boehringer-Ingelheim) seine Pläne für seine Funktionsperiode vorgestellt.

Steuern senken

Wie zu erwarten, betonte Knill die Bedeutung der Industrie, die für 22 Prozent der heimischen Wertschöpfung verantwortlich zeichne und rund eine Million Menschen beschäftigt. Die Corona-Krise bezeichnet Knill aus große Herausforderung, die man auch als Chance sehen sollte. Wichtig sei es nun, den Konsum zu stärken, die Kosten zu senken und staatliche Investitionen in Infrastruktur zu tätigen. Gerade die Industrie brauche auch rasch wieder Reisefreiheit in Drittstaaten, um neue Aufträge lukrieren zu können. Und Knill wiederholte eine alte Forderung der IV: Senkung der Körperschaftssteuer auf 21 Prozent.

Die Finanzierung solle mit Effizienzsteigerung in der Verwaltung ermöglicht werden. Vor allem in den Bereichen Verwaltung, Bildung, Pension und Gesundheit gäbe es viel Potenzial.

Forschung fördern

Welche Maßnahmen für die Erholung der Wirtschaft sich die IV auf europäischer und nationaler Ebene erwartet, erläuterte Vizepräsidentin Herlitschka. Es gehe vor allem darum, Forschung, Entwicklung und Innovation zu stärken. Man könne in Europa bei Lohnkosten nicht mit den Billiglohnländern konkurrieren. Die Wettbewerbsfähigkeit hänge daher alleine an der Innovationskraft. Sie setzt ihre Hoffnung dabei in die Ratspräsidentschaft Deutschlands in der zweiten Jahreshälfte. Vor allem die Budget-Ausstattung der Forschungs- und Entwicklungsprogramme sei hier entscheidend.

Auch auf nationaler Ebene sieht Herlitschka in diesem Bereich den größten Hebel. Es brauche hier eine Budgetsteigerung über alle Forschungsbereiche, von Grundlagen bis zur angewandten Forschung und Bildung. Gelobt wird die Innovationsprämie, die von der Regierung beschlossen wurde. Es sei nun wichtig, dass geplante Investitionen in Nachhaltigkeit vorgezogen würden.

Mehr Digitalisierung

Konkrete Ansagen zu machen, war dann die Aufgabe von Vizepräsident von Lattorf. Forschung und Entwicklung stärke den Standort Österreich. Bis 2030 solle daher die F+E-Quote auf vier Prozent des BIP steigen. Bei der Digitalisierung orientiere sich die IV am DESI-Index. Hier liege Österreich derzeit auf Platz 13. Das Ziel müssten die Top-Drei sein. Außerdem soll die Zahl der Schüler und Studenten mit Technik-Abschluss bis 2022 um 20 Prozent gesteigert werden.