Im Zuge der – staatlich massiv alimentierten – AUA-Rettung ist einmal mehr eine lautstarke Debatte um die Wien-Zubringerflüge von den heimischen Regionalflughäfen entbrannt. So wurde paktiert, dass jene innerösterreichischen AUA-Flüge gestrichen werden sollen, wo es alternativ eine Bahnverbindung deutlich unter drei Stunden Fahrzeit gibt. Die Strecke Linz-Wien hat die AUA schon vor längerer Zeit aus dem Flugplan genommen, Salzburg wird ob der neuen Vorgaben nun folgen. Die (naturgemäß vor allem von den grünen Regierungsmitgliedern in den AUA-Verhandlungen) forcierte Devise, „Zug statt Flug“, sorgt freilich nicht überall für Beifall. Aus der Steiermark und Kärnten wurde unmittelbar nach Bekanntgabe Kritik von Wirtschaftsvertretern laut. Für die Graz-Wien-Verbindung gilt: Sobald der Semmeringbahntunnel fertig ist, darf die AUA diese Strecke nicht mehr bedienen.
Nachdem in den ersten Tagen da und dort noch von „Interpretationen“ die Rede war, räumte Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit der Kleinen Zeitung noch einmal alle Zweifel aus. Ist der Tunnel fertig – 2027 soll es soweit sein – soll die Flugverbindung fallen. Wobei diese Einschränkung explizit für die AUA gilt – nicht aber für die AUA-Mutter Lufthansa. Dass ein Zubringerflug in die Bundeshauptstadt für ein Exportland wie die Steiermark wichtig ist, steht außer Zweifel. Daher verwundert es nicht, dass die Präsidenten von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, Josef Herk und Georg Knill, vor einer bevorstehenden Schwächung des Wirtschaftsstandorts Steiermark und letztlich der gesamten Region Südösterreich warnen.
Auch „Bus statt Flug“ war schon einmal geplant
Aus der Wirtschaft sind aber auch Stimmen zu vernehmen, die, eher hinter vorgehaltener Hand, sagen, dass der nunmehrige AUA-Pakt sogar eine gewisse Sicherheit bringe, die es zuvor so nicht gab. Wie kommt es zu dieser Einschätzung? Die „knackige“, gut 20-minütige-Flugstrecke Graz-Wien steht schließlich nicht zum ersten Mal zur Disposition. Im Gegenteil. Man könnte fast schon von einer gewissen Tradition sprechen. Im Oktober 2008 gab es von der AUA bereits konkrete Pläne, die Flugverbindung aus Kostengründen durch Shuttlebusse von Graz-Thalerhof nach Wien-Schwechat zu ersetzen – zum Entsetzen der damaligen rot-schwaren Landesregierung, die sogleich zum „Kampf um unseren Wirtschaftsstandort“ aufrief. Das Konzept, „Bus statt Flug“, landete letztlich wieder in der Schublade.
Ab Ende 2009 wurde dann monatelang über ein sogenanntes PSO-Modell gestritten. Über eine sogenannte "Public Service Obligation" sollten sich die Länder an der Verlustabdeckung der Strecke beteiligen, was die Verbindung im Gegenzug aber langfristig absichern sollte. Aus den Bundesländern kam ein lautes: „Nein.“ Wieder landete ein Konzept in der Schublade.
Auch die Jahre danach, wurde immer wieder gezittert. Im Vorjahr, die Debatte um „Flugscham“ erreichte einen Höhepunkt, gab es dann abermals öffentliche Diskussionen über diese regionale Kurzstrecken. AUA-Boss Alexis von Hoensbroech räumte in der ZiB2 auf Nachfrage zu Graz-Wien ein, dass man „kurze Flüge nicht besonders gerne“ habe. Neben Kostengründen habe das eben auch mit klimapolitischen Erwägungen zu tun. Wieder schrillten die Alarmglocken in der steirischen Wirtschaft und der Landesregierung. Die AUA hat schon im Vorjahr darauf verwiesen, dass eine „entsprechende Bodeninfrastruktur auf der Schiene“, Stichwort Koralm, Stichwort Semmering, Voraussetzung für etwaige Eingriffe in das regionale Flugnetz sei.
Das wurde nun im Zuge des AUA-Rettungspakets gewissermaßen einzementiert. Mit 2027 – dem Jahr der voraussichtlichen Fertigstellung des Semmeringbahntunnels – steht nun eine Art Ablaufdatum fest. Ein Blick auf die Historie dieses Zubringerflugs zeigt freilich, wie reich an Wendungen dieses Kapitel bereits war. Bus statt Jet? Zug statt Flug? Allein Alternativ-Konzepte und Ideen rund um E-Bike oder Drohne gab's noch nicht. Zumindest bisher.
Aber ganz im Ernst: Einen standortpolitischen „Kampf“ sollte die Steiermark nun aber umso engagierter führen: In unmittelbarer Nachbarschaft des Grazer Flughafens wird bekanntlich an einem der letzten Teilstücke der Koralmbahn gebaut, einen eigenen "Koralm-Bahnhof" am Grazer Flughafen soll es aber, wie mehrfach berichtet, nicht geben. Zumindest noch nicht. Dieses (völlig zurecht als Schildbürgerstreich klassifizierte) Vorgehen sollte dringend noch einmal überdacht werden. Im steirischen VP-SP-Regierungsübereinkommen, der Agenda Weiß-Grün, ist auch explizit festgehalten: „Weiters fordern wir eine Anbindung des Flughafens Graz an die neue Südbahnstrecke.“ Zumindest darauf sollte man nun mehr denn je pochen!