"Die Lieferungen zwischen Italien und Österreich funktionierten. Aber für den Tourismus ist die noch immer nicht geöffnete Grenze natürlich ein Problem,“ erzählt Fabio De Pretto. Seit über zwei Monaten war der Geschäftsführer der Molemab Inotech Schleifmittelindustrie GmbH in Launsdorf nicht mehr am Stammsitz des Unternehmens bei Brescia in der Lombardei. „Die Kommunikation hat auch mit Videokonferenzen gut geklappt.“ Denn Kärnten und die Lombardei sind in der Molemab-Gruppe ein seit Jahrzehnten eingespieltes Team.
Seit 29 Jahren erzeugt Molemab am Standort in Launsdorf hochwertige Diamanschleifscheiben für Industrien auf der ganzen Welt. Derzeit sind 40 Mitarbeiter beschäftigt, davon vier Lehrlinge, im Jahr erzielt das Unternehmen in Launsdorf rund sieben Millionen Euro Umsatz. Zusammen mit zwei Betrieben in Brescia sowie einem Standort in den USA erreicht die Gruppe 40 Millionen Euro Umsatz. Eine in Österreich angemeldete Kurzarbeit läuft Ende Juni aus. „Dann starten wir wieder. In China fuhr die Automobilindustrie schon wieder hoch, in Europa, USA und Mexiko läuft es noch langsam an.“
Export bis Australien und Brasilien
Die Molemab-Zentrale liegt im beschaulichen Ort Ome mitten im lombardischen Weinbaugebiet des italienischen Champagners Franciacorta am Iseosee, der mit Christos „Floating Piers“ weltweit bekannt wurde. Global denkt und liefert auch Molemab von Launsdorf aus. „Wir exportieren in alle Staaten Europas, nach Indien, China, Thailand, Australien ebenso wie in die USA, nach Kanada, Mexiko und Brasilien.“ Abnehmer reichen von der Automobil- und Maschinenindustrie bis zur Holz-, Papier- und Pharmaindustrie. „Die weltweiten Lieferketten waren bis Ende April spürbar langsamer“, berichtet De Pretto von den Corona-Folgen, auch beim Import der für die Produktion erforderlichen Industriediamanten aus China und den USA.
Investition in der Coronakrise
„Unsere Schleifscheiben auf Basis von Diamanten oder CBN schleifen Hartmetalle“, berichtet De Pretto, der in seiner Heimatstadt Vicenza als Techniker ausgebildet wurde und als Geschäftsführer für Sales und Produktion zuständig ist, während Co-Geschäftsführerin Reinhilde Maier Personal, Finanzen, Buchhaltung verantwortet.
Eine neue Presse, die Scheiben mit Durchmessern bis 750 Millimeter herstellen kann, wurde während der strengen Corona-Schließung mühelos aus der Lombardei nach Kärnten geliefert. Zusammen mit neuen Bodenfundamenten und Belägen in den zwei Hallen hat der Betrieb der Krise eine Investition von rund 300.000 Euro entgegengehalten.
Lombardisches Familienunternehmen
„Wir forschen in Launsdorf auch an neuen Entwicklungen und arbeiten dabei mit der Universität in Padua zusammen sowie mit einem Labor in Treviso“, verrät De Pretto Vorarbeiten für ein neues Produkt für den Kärntner Standort. Dieser habe in dem italienischen Familienunternehmen einen hohen Stellenwert, vor allem auch wegen der Kärntner Fachkräfte, lobt der Chef das lokale Team, darunter viele langjährige und erfahrene Mitarbeiter.
„Einen Corona-Fall hat es in meinem ganzen Bekanntenkreis in Italien Gott sei Dank nicht gegeben“, berichtet De Pretto. Um den Firmensitz in Ome, wo die Eigentümerfamilie Majolini auch eine angesehene Franciacorta-Erzeugung mit eigenem Weingut betreibt, sei eine dünner besiedelte Gegend in der Zehn-Millionen-Einwohner-Region Lombardei. De Pretto hofft, dass sich die Lombardei bald von Corona erholt. „Hier arbeiten bedeutende Industrien für die deutsche Automobilindustrie und für die weltweite Medizinindustrie.“ Für seine eigene Familie, mit der er seit acht Jahren in Kärnten lebt, wünscht der Molemab-Chef bald Reisefreiheit, um mit Gattin Deborah und drei Kindern „erstmals Sizilien zu besuchen. Am liebsten erkunden wir aber das schöne Kärnten mit der Kärnten Card.“
Adolf Winkler