Gudrun Peter:Meer braucht’s ned! Die Frage der Sicherheit ist heuer der wesentlichste Punkt. Und viele Betriebe könnten die Corona-Folgen nicht überleben. Da sollten die Alarm-glocken schrillen, auch bei den einheimischen Gästen.
Wenn Sie mich fragen, wo ich meinen Urlaub verbringen soll? Dort, wo Sie sich sicher fühlen. Sicher, dass Ihre Gesundheit und die der Menschen, die dort arbeiten, an oberster Stelle stehen. Denn Urlaub dient der Entspannung und dem Abschalten. So individuell wie jeder von uns ist, hat auch jeder seine eigenen Vorstellungen, was sicher in Zeiten wie diesen bedeutet. Ein „Richtig“ maße ich mir nicht an.
Doch für mich als Hotelière aus Leidenschaft, die nichts lieber tut, als Menschen Freude zu machen, ist das der wesentlichste Punkt heuer. Wir und viele Kollegen haben uns ein Konzept erarbeitet, in dem wir sicherstellen, dass es den Menschen bei uns gut geht. Die Hoteliervereinigung (ÖHV) hat eine gute Vorlage dazu geliefert.
Ein umfangreiches Spektrum an Aktivitäten steht uns in Österreich zur Verfügung: baden im Trinkwasser, kiten, surfen, Wasserski, wandern in atemberaubender Landschaft, Kulturschätze aus mehreren Jahrtausenden, kulinarische Hochgenüsse auf allen Niveaus. Die Möglichkeiten in Österreich erstrecken sich mit kurzen Wegen von der eigenen Wohnung am See über Urlaub am Bauernhof, Camping/Glamping bis zum 5-Sterne-Luxus-Hotel.
Meer braucht’s ned.
Der Tourismus spielt auch indirekt für die österreichische Wirtschaft eine große Rolle. Vor allem im ländlichen Raum leben vom örtlichen Bäcker, Metzger und Handwerker viel mehr davon, dass Gäste in die Region kommen, als man vorerst glauben mag. Einen überaus wichtigen Beitrag leisten die Landwirte für die Landschaftspflege unseres sauberen Österreichs – oft gekoppelt mit Urlaub am Bauernhof und Lebensmittellieferungen an die örtlichen Hotels und Gastronomiebetriebe.
Eine massive Landflucht oder Leerung ganzer Talschaften wäre die Folge, wenn es keinen Tourismus mehr gäbe. Umfragen zufolge könnte bis zu ein Viertel der Betriebe diese Corona-Schließung und deren Folgen nicht überleben. Da sollten die Alarmglocken schrillen!
Die Bundesregierung hat sich mit ihren Vorgaben und Maßnahmen viel Vertrauen in der Welt geschaffen. Viele Länder blicken fast schon neidisch zu uns. Nicht nur ist das Land mit wenigen Verlusten (von den wirtschaftlichen abgesehen) durch diese Zeit gekommen, sondern wir können auch mit vielfältigen Naturlandschaften aufwarten, die seit Jahrhunderten eine Heerschar von Gästen aus nah und fern anlockt. Heuer haben wir die Gelegenheit, die Schönheit von Österreich neu zu entdecken: nicht, weil wir müssen, nein, weil wir es dürfen und wollen.
Heinz Grötschnig:Tourismus birgt in Zeiten von Corona überall Gefahren. Trotzdem darf man uns den Zugang zum Meer nicht verbieten. Was oder wer spricht dagegen, nach Slowenien oder Kroatien zu fahren? Mit Italien ist es etwas diffiziler.
Urlaub nur in Österreich? „Es soll nichts Schlimmeres passieren,“ könnte man sagen, ist doch ein wunderbares Land. Mit großartigen Möglichkeiten. Aber: Betonen wir nicht bei jeder Gelegenheit das Europäische in uns? Und: Ist es nicht ein wenig zu durchschaubar überschlau, dass wir jetzt zwar die für uns wichtigsten Urlaubsgruppen herein-, aber „unsere“ Bevölkerung nicht in die für sie wichtigsten Urlaubsländer an der Adria hinauslassen wollen?
Nein, das ist – wie einige der Corona-Maßnahmen – nicht nachvollziehbar.
Kroatien und Slowenien haben doch in puncto Covid-19 vorzeigbar niedrige Zahlen. Was oder wer spricht dagegen, Österreicher in diesen Ländern an ihr geliebtes Meer zu lassen? Die heimische Hoteliervereinigung? Unser um Einnahmen bangender Finanzminister?
Mit Italien ist es etwas diffiziler. Ja, ich würde derzeit sofort in die Weingegenden des Friaul fahren, mit einem Hausboot durch die Lagune von Venedig oder das Po-Delta tuckern, durch Südtirol oder durch Karnien wandern, die Abruzzen erkunden.
Mit den Ballungsräumen des italienischen Massentourismus – sprich: auch den großen Adria-Orten – wäre ich vorsichtig. Die Möglichkeit, dort auf Infizierte (die noch gar nichts von ihrem Unglück wissen, das ist ja das Fiese an diesem Virus) zu treffen, wäre mir zu hoch.
Urlaub ist überall "gefährlich"
Auf die kann ich natürlich auch in Österreich (siehe Ischgl) treffen. Natürlich auch in Piran, Rovinj, auf der Insel Krk. Urlaub ist, in Zeiten wie diesen, überall „gefährlich“. Wer sagt, dass Velden, Graz, Wien, Kitzbühel von infizierten Touristen verschont bleiben?
Trotzdem spielt Italien in einer höheren Liga: Es ist/war ein Corona-Hotspot Europas. Im Ferragosto, dem Urlaubsaugust, werden zahllose Italiener „ihre“ Strände stürmen. Ob da Babyelefanten-Abstände eingehalten werden? Ich fürchte, nicht einmal Elefantenembryo-Abstände. Nein, da fühlte ich mich in weniger belebten Gegenden Italiens sicherer und ich verstehe unsere Politik, dass sie dieses Risiko zumindest momentan noch scheut.
Aber: Welches Großrisiko ortet sie in Kroatien, Slowenien? Und: Sollten dort Hotspots entstehen, kann man ja sofort reagieren und diese Ziele sperren. Italien heben wir uns (notgedrungen) für etwas später auf.
Aber Urlaub nur in Österreich? Nein, denn Sehnsuchtsort Nummer eins vieler Österreicher ist das Meer. Es ist, wie Autorin Elke Heidenreich so schön schreibt, unsere Glückskulisse.