Es war der Ökonom Stefan Bruckbauer, der sich an diesem Abend besonders elegant zwischen den beiden entgegengesetzten Polen Tristesse und Hoffnung bewegte. Ja, wir würden zurzeit den „stärksten Einbruch der Weltwirtschaft seit 1946“ sehen. Und trotzdem etwa werde aller Voraussicht nach die Wirtschaftsleistung von Europas Staaten „mittelfristig“ weniger stark zurückgehen als nach der Finanzkrise rund um das Jahr 2008. Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, weiter: „Auch die Aktienmärkte sind eigentlich – verglichen mit der Finanzkrise – sehr optimistisch geblieben.“ Man könne also, durchwegs pointiert, sagen, dass die „Finanzkrise ein Segen für die jetzige Krise war“. Das sehe man vor allem an der schnellen fiskalpolitischen Reaktion.

„Viele, viele schlaflose Nächte“

Zum großen, ins Virtuelle verlagerten Corona-Talk hatte das steirische Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) in die Zentrale der Raiffeisen-Landesbank Steiermark geladen. Neben Bruckbauer gaben auch noch Veit Dengler (Bauer Media Group), Sabine Herlitschka (Infineon Österreich), Martin Schaller (RLB), Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ihre Einschätzung der ökonomischen Lage ab. Und diese fiel durch die Bank differenziert aus. „In einer Krise kann man leichter die Kraft nehmen, Dinge zu verändern“, hieß es etwa von Infineon-Chefin Herlitschka, die weiter am gigantischen Neubauprojekt in Villach festhält.

Auch Josef Herk, der betont, „viele, viele schlaflose Nächte“ hinter sich zu haben, versucht, trotz bestehender „Existenzsorge“ bei vielen, vor allem kleineren Unternehmen optimistisch zu bleiben. So hoffe er, dass der Konsument zunehmend „zum Verbündeten“ werde und sich fortan noch stärker überlegt, „wie ich die Wirtschaft in meinem Umfeld stärken kann“. Der „Einkaufspatriot“ im positivsten Sinne schwebe ihm vor, sagte Herk.

„Vollbremsung für die steirische Wirtschaft“

Eine „Vollbremsung für die steirische Wirtschaft“ schildert die Wirtschaftslandesrätin Eibinger-Miedl unverblümt. Diese sei auch nicht allzu schnell rückgängig zu machen, würden doch etwa bei den wichtigen Industriebetrieben zurzeit „kaum neue Aufträge hereinkommen“. Der Automotive-Sektor sei zudem ein besonderes „Sorgenkind“. Als öffentliche Hand sei es nun umso wichtiger, in Form eines Konjunkturpakets „Investitionstätigkeit auszulösen“, wie Eibinger-Miedl erklärt.

„Wir müssen die Krise als Chance für neue Entwicklungen sehen“, betont wiederum RLB-Generaldirektor Martin Schaller. Er sehe Corona als „Katalysator, was Digitalisierung und Nachhaltigkeit betrifft“. Veit Dengler wiederum entführte noch einmal in die Jetzt-Zeit und mahnte in Österreich einen besonderen Fokus auf „Test and trace – testen und nachverfolgen“ ein. Nur so könne man eine zweite Welle verhindern, die mit Sicherheit „hässlich“ aussehen würde. Nicht nur aus ökonomischer Sicht.