Die Pleitewelle im Modehandel rollt weiter: Nach Airfield, Haanl, Colloseum und Stefanel hat nun auch die Österreich-Tochter der Herrenbekleidungskette Dressmann Insolvenz angemeldet. Eine Fortführung ist gar nicht erst geplant, mit der Liquidation geht das Aus für 31 Filialen einher, 165 Mitarbeiter sind davon betroffen. Die Kreditschützer von KSV1870 und AKV berichten von 50 Gläubigern und Gesamtforderungen von mehr als 14 Millionen Euro. Dressmann, Teil der norwegischen Varner-Gruppe, hat in Österreich schon seit der Gründung mit Verlusten zu kämpfen. Dazu sind die wochenlange Betriebsunterbrechung aufgrund der Coronakrise sowie das gebremste Konsumverhalten gekommen. Laut AKV habe das Unternehmen für seine Beschäftigten zwar Kurzarbeit beantragt, jedoch sei es noch zu keiner Auszahlung gekommen, sodass diese Maßnahme zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit nicht genügt habe.
Das Ende von Dressmann in Österreich hat auch Folgen für die Steiermark. Neben dem Standort in der Shopping City Seiersberg, im Grazer Shopping Nord sowie im Citypark ist die Kette auch in den Einkaufszentren ELI in Liezen sowie im City Shopping Leoben vertreten.
"Diese Ausfälle können nicht wettgemacht werden"
Die Lage für den Handel mit Mode und Freizeitartikeln beschreibt Franz Rattenegger, Schuhhändler im Murtal und Gremialobmann in der Wirtschaftskammer, als „sehr herausfordernd“. Seit die Geschäfte wieder geöffnet haben dürfen, laufe es zwar „einigermaßen“, aber nicht flächendeckend, die Unterschiede seien teilweise extrem. „Dort, wo die touristische Abhängigkeit hoch ist, ist die Situation besonders schwierig.“ Hoffnung gebe die nun erfolgte Öffnung der Gastronomie, „das bringt mehr Frequenz in die Innenstädte und hat auch die Stimmung im Handel wieder gehoben“. Die Wochen des Shutdowns hätten im Schuh- und Modehandel allerdings Rückgänge jenseits von 60 Prozent gebracht, „diese Ausfälle können nicht wettgemacht werden“. Wichtig sei nun, „dass die Rabattitis nicht zu stark Platz greift, in unseren Branchen sind die Deckungsbeiträge ohnehin niedrig“. Zudem stehe im Juni nicht nur die Auszahlung der Urlaubsgelder an, sondern auch die Anlieferung der Herbstware, „die ja schon gekauft wurde und bezahlt werden muss“. „Respekt“ habe man auch vor dem, „was sich da derzeit auf dem Arbeitsmarkt abspielt“, das wirke sich auf das Konsumverhalten aus.
Saisonware: Hoffen auf Klarheit bei Staatshilfen
Ein Lichtblick: Rattenegger ortet eine Umdenken, wenn es um „bewusstes Einkaufen bei regionalen Händlern geht“. Das sei auch für die Innenstädte ganz wesentlich. An Spekulationen, wie viele Händler der Branche nicht überleben könnten, wolle er sich nicht beteiligen, es gebe aber durchaus alarmierende Prognosen. Umso wichtiger sei es, dass bei Hilfsmaßnahmen der Regierung der stationäre Handel nicht vergessen werde, „wir sprechen in unserem Segment von österreichweit 6300 Unternehmen mit 62.000 Mitarbeitern“. Der Fixkostenzuschuss helfe zwar, ein Problem gebe es aber mit der Warenbewertung, auch im Modehandel habe man es mit „verderblicher Saisonware“ zu tun. „Es ist noch nicht geklärt, wie hoch hier die Nettoersatzrate im Hilfsfonds ausfällt, für uns ist das ganz entscheidend“, sagt Rattenegger.