VW-Chef Herbert Diess drängt wegen der drohenden Rezession in der Coronakrise auf ein staatliches Konjunkturprogramm. Angesichts kaum ausgelasteter Produktionskapazitäten sei ein Anschub nötig, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen, sagte Diess im Podcast des Journalisten Gabor Steingart.
Es gebe zahlreiche Beispiele, dass solche Programme wirkten, so Diess. Wenn ein wichtiger Sektor wie die Automobilindustrie wieder anspringe und positive Zahlen melde, Insolvenzen abgewendet würden und die Beschäftigung steige, könne sich die Stimmungslage drehen.
Klimaschutz und CO2
Ein Konjunkturpaket solle nicht nur der Automobilindustrie zugutekommen, betonte Diess. Es müsse zudem zukunftsorientiert sein. Auch sollten die Senkung des CO2-Ausstoßes und der Klimaschutz eine Rolle spielen. Die Diskussion über staatliche Konjunkturhilfen wird derzeit kontrovers geführt. Kritiker bemängeln insbesondere, dass nach dem Wunsch der Autobranche auch Fahrzeuge mit herkömmlichem Verbrennungsmotor gefördert werden sollen und der Klimaschutz zu kurz komme.
Die Bundesbank hatte jüngst erklärt, sie sehe die in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen der deutschen Regierung zur Konjunkturbelebung positiv. Diess hatte sich schon früh für ein Konjunkturprogramm ausgesprochen, dabei anfangs aber vor allem für staatliche Investitionen zugunsten der eigenen Branche argumentiert.
Diess verwies auf China als Beispiel, wo die Wirtschaft sich nach einem massiven Einbruch inzwischen rasch erhole. Eine solche V-Form in der Krisenbewältigung sei auch in Deutschland möglich. "Wenn wir jetzt vielleicht in der kritischen Phase zu zögerlich sind, zu lange warten, abwarten, bis einzelne Unternehmen in Schieflagen kommen, dann wird es, glaube ich, sehr kritisch", mahnte der VW-Chef zu Eile. Dann könnte sich die Krise in eine lang anhaltende Rezession auswachsen.
Schwarze Zahlen
Volkswagen rechnet nach früheren Angaben wegen der Pandemie im laufenden zweiten Quartal operativ mit roten Zahlen. Diess sagte, er setze aber darauf, dass sich der Konzern im Gesamtjahr in den schwarzen Zahlen halten könne. "Ich hoffe schon, dass wir uns im Wettbewerbsvergleich gut schlagen werden, weil wir natürlich versuchen, die Krise besser zu bewältigen als vielleicht einige unserer Wettbewerber." Diess verwies dazu auch auf das breite Modellangebot des Mehrmarkenkonzerns. Der Konzernchef zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass Volkswagen seine Klimaziele heuer erreichen werde. Die Nachfrage nach Elektroautos und Hybridfahrzeugen steige dank staatlicher Förderung.