Rund 600.000 Ölheizungen sind österreichweit noch im Einsatz. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern, wie bereits im türkis-grünen Regierungsprogramm festgelegt wurde. Der Stufenplan zum Ausstieg aus der fossilen Wärmegewinnung verbietet zum einen Ölheizungen in Neubauten. Zum anderen müssen Ölheizkessel, die älter als 25 Jahre sind, ab 2025 zwingend getauscht werden. Ein Instrument dafür ist der „Raus aus Öl“-Bonus, für den seit Wochenbeginn Anträge gestellt werden können. Die Budgetmittel wurden aufgestockt, damit stehen nun laut dem Klimaschutzministerium (BMK) 100 Millionen Euro zur Verfügung.
Der Bonus für die Heizungsumstellung beträgt bis zu 5000 Euro (es können maximal 30 Prozent der förderungsfähigen Kosten angerechnet werden). Die Förderung kann auch rückwirkend ab dem 1. Jänner 2020 beantragt werden. Zusätzlich, so wird betont, „können noch Landesförderungen beantragt und dann im Idealfall in Summe bis zu 11.000 Euro lukriert werden“.
"Wir schaffen Arbeitsplätze und bekämpfen Klimakrise"
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) betont auch die Konjunkturkomponente der Aktion: „Wir schaffen Arbeitsplätze und bekämpfen die Klimakrise.“ Sie legt folgende Rechnung vor: Neben der Förderung stehen weitere 42,7 Millionen Euro für die thermische Sanierung von betrieblichen, kommunalen und Wohngebäuden bereit. Aufsummiert bedeute dies im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung der Mittel und biete die Möglichkeit einer CO2-Reduktion von mehr als 180.000 Tonnen pro Jahr. „Durch die Förderungen werden rund 11.000 Arbeitsplätze geschaffen und es kommt zu einer inländischen Wertschöpfung von 540 Millionen Euro.“
"Überproportional hohe Heizölnachfrage"
Die jüngsten Turbulenzen auf den internationalen Ölmärkten haben zuletzt aber auch dazu geführt, dass die Heizölpreise kräftig gesunken sind und sich viele Konsumenten entsprechend damit eingedeckt haben. Laut dem Onlineportal „fastenergy.at“ haben 100 Liter Heizöl (bei einer Abnahmemenge von 3000 Litern) zu Jahresbeginn im Schnitt knapp 80 Euro gekostet, derzeit sind es unter 60 Euro. Jürgen Roth, WK-Bundesobmann des Energiehandels, verweist auf eine „überproportional hohe Nachfrage, die schon zu Jahresbeginn eingesetzt hat“. Der Heizölpreis sei kaufkraft- und inflationsbereinigt so günstig wie selten zuvor, so Roth. Viele Haushalte haben das genutzt, „um Heizöl auch auf Vorrat zu bunkern, das sind Vorziehkäufe, bei denen neben dem Preis auch das Thema Sicherheit für Konsumenten eine Rolle spielt“. Die enorme Nachfrage habe dazu geführt, dass die Lieferzeiten derzeit mitunter einige Wochen betragen können, „das ist aber kein Problem, weil die Heizsaison vorbei ist“, sagt Roth.
"Nur eine Momentaufnahme"
Könnte diese Entwicklung bei den Heizölpreisen nicht zu einer Zurückhaltung bei Investitionen in neue Heizsysteme führen? Andreas Rotter, Obmann des Zukunftsforums SHL (Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik), spricht trotzdem von einem „idealen Sanierungsmoment“. Schließlich könne man Bundes- und Landesförderung kombinieren. „Da kann ein zeitweilig niedriger Ölpreis finanziell nicht mithalten“, so Rotter. Martin Hagleitner, stellvertretender Obmann des Zukunftsforums SHL und Vorstand von Austria Email, spricht im Zusammenhang mit dem Heizölpreis von „einer Momentaufnahme, die aktuell zwar eine Rolle spielen kann“. Er gehe aber nicht davon aus, dass das zu einer nachhaltigen Zurückhaltung bei Investitionen in neue Heizsysteme führen werde. Für viele Haushalte gehe es derzeit darum, „Fixkosten zu reduzieren, ein neues Heizsystem kann die Heizkosten um bis zu 45 Prozent verringern und produziert bis zu 90 Prozent weniger CO2“, so Hagleitner. „Aufgrund des Stufenplans der Regierung haben ältere Heizkessel ein Ablaufdatum.“
Auch der Biomasse-Verband berichtet von einem „weiterhin sehr großen Interesse an Holzheizungen“, wie Verbandspräsident Franz Titschenbacher betont. Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria, unterstreicht, dass diese Förderung ein wichtiges Instrument gegen die Klimakrise sei, in Corona-Zeiten aber auch ein wichtiger Konjunkturmotor für Österreich.