Virtuelle Aufsichtsratssitzungen über Skype sind ein CO2-sparender Nebeneffekt der Corona-Pandemie. So setzten sich am Mittwochabend die Mitglieder des AUA-Aufsichtsrates und des Vorstandes nicht an einen Tisch, sondern schalteten sich klimaschonend per Video-Chat zusammen. Das Online-Treffen lieferte einen Zwischenstand zu den seit Wochen laufenden Verhandlungen mit der Corona-Finanzierungsagentur Cofag, Lieferanten und Belegschaft.
Der Belegschaft wird ein hartes Sparpaket abverlangt. 1100 der 7000 Stellen sollen bis 2023 gestrichen, Gagen stark gekürzt werden. Seit fast sieben Wochen hat auch die AUA keine Einnahmen mehr, nur noch Kosten, heißt es. Entsprechend massiv sollen nach Plänen des Vorstands die Kosten zusammengestrichen werden. Scheitert das Sparprogramm, so bereitet man sich in der AUA-Führung auf Alternativszenarien - also eine geordnete Insolvenz - vor, die Rede wäre von einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung mit noch größeren Schnitten.
80 Millionen Euro Kreditrückzahlung im Jahr
Von den 767 Millionen Euro Staatshilfe, die die Lufthansa-Tochter beantragt hat, sind immerhin 400 Millionen Euro Kredite. Rückzahlbar ist die Summe in fünf Jahren. 80 Millionen Euro pro Jahr. 2018 hätte die Airline das geschafft, 2019 nicht mehr. Angesichts der Angriffslust von Ryanair-Chef Michael O´Leary, der den Preiskampf in Wien noch aggressiver fortsetzen will, ist das eine enorme Herausforderung.
„Die AUA ist in diese Krise nicht durch eigenes Verschulden gekommen,“ gibt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann zu bedenken. „Auch wenn sich zuletzt gezeigt hat, dass die AUA noch nicht so schlagkräftig ist, wie sie sein sollte.“
Mit der sich im internationalen Vergleich in die Länge ziehenden Verhandlungen werden auch immer mehr Begehrlichkeiten laut. Zuletzt pochten Salzburg und Innsbruck auf Garantien für ihre Flughäfen. „Wunschkonzert“, sagt Hofmann dazu. Die AUA müsse künftig mit immerhin 20 Flugzeugen weniger zurechtkommen.
Wie das Füttern des Wiener Drehkreuzes kostengünstiger und klimaschonender funktioniert, als die Strecke mehrmals täglich mit kleinen Fliegern zu bedienen, zeigt seit einigen Jahren das Beispiel Linz. Hier kooperiert die AUA dank der sehr schnellen Weststrecke erfolgreich mit den ÖBB.
Kurzflüge zu reduzieren oder einzustellen, das war eine der „grünen“ Bedingungen, unter der kürzlich die Air France sieben Milliarden Euro Staatshilfe bekommen hat. Die Partner-Fluggesellschaft KLM hat ebenfalls die Zusage der niederländischen Regierung für eine Milliarden-Hilfe. Spanien stützt die Iberia, längst Teil von British Airways. Die Briten sollen sich einem Bericht der „Presse“ zufolge bereits in Position für Wien gebracht haben, als Alternative zur AUA. Auch Etihad, einst wenig erfolgreiche Muttergesellschaft von Niki, soll angeklopft haben.
In Österreich blickt weiter alles Richtung Frankfurt und Berlin, wo das Ringen um Details der etwa zehn Milliarden Euro schweren Unterstützung im Finale ist. In Österreich hat der AUA-Vorstand dann noch bis zum 18. Mai Zeit, den Wirtschaftsprüfern von PwC konkrete Verhandlungsergebnisse für eine positive Fortbestandsprognose zu liefern.
Claudia Haase