Es geht besinnlich zu, am Wiener Flughafen. Einige Frachtflüge und nur sehr wenige Linienflüge heben dieser Tage ab, die Ziele: Doha oder Luxemburg. Grundlage, wird gebetsmühlenartig betont, sei die „Einhaltung aller behördlichen Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen“. Deswegen gibt es jetzt auch in Schwechat eine Maskenpflicht.
Für Aufsehen in Zeiten von kollektiven Reisewarnungen und Einreisestopps sorgt nun die ungarische Billigfluglinie Wizz Air. Diese will nämlich bald für regeres Treiben an den Terminals sorgen.
Wizz Air. Schon ab 1. Mai will die Airline wieder Flüge von Wien weg anbieten. Und zwar in rund 20 Destinationen, darunter Mailand, Tel Aviv oder Valencia. „Es ist keine Überraschung, dass die Airline mit den geringsten Kosten als letztes den Betrieb einstellt und als erstes wieder aufnimmt“, lässt Wizz-Manager Stephen Jones selbstbewusst wissen und spricht emotionslos über deutliche Gehaltsreduktionen bei Piloten oder im Management. Die Kampfansage an die kasernierte Konkurrenz: Man werde den Markt mit „scharfen Preisen“ stimulieren.
Ryanair/Laudamotion. Wann der Flugbetrieb beim Wizz-Konkurrenten Laudamotion wieder aufgenommen wird, hängt indes federführend davon ab, ob die Beschäftigten einem neuen Kollektivvertrag zustimmen. Piloten-Gehälter sollen um 15 Prozent gekürzt werden, die der Flugbegleiter um fünf Prozent. Auch die Lauda-Konzernmutter Ryanair steht auf der Kostenbremse. Dort sei im Winter ein Abbau von 10 bis 20 Prozent der Stellen „fast unvermeidlich“, sagt Airline-Chef Michael O’Leary gegenüber dem „Handelsblatt“. Staatsgelder will der Manager nicht, auch nicht für Laudamotion in Österreich.
Alitalia. Jedenfalls auf staatliche Unterstützung angewiesen ist die Alitalia. Schon vor der Coronakrise stand es um die italienische Airline schlecht, 2017 schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz und wird seitdem mit Überbrückungskrediten der Regierung am Leben gehalten. Privater Käufer wurde keiner gefunden und so wird die Fluglinie nun verstaatlicht. Eine neue Gesellschaft soll 90 Maschinen der heutigen Flotte aus 113 Flugzeugen übernehmen, bevor die Airline später zumindest teilweise wieder privatisiert wird.
Air France/KLM. Mit staatlicher Unterstützung aus Frankreich und den Niederlanden rechnet die Fluglinie Air France-KLM. Von zehn Milliarden Euro Finanzhilfe ist die Rede, ein Großteil davon in Form von staatlich garantierten Krediten. Anzapfen will die Fluglinie auch einen staatlichen Notfallsfonds in Frankreich.
Lufthansa/AUA. Bei der AUA-Mutter Lufthansa wird unter Hochdruck um Staatshilfen verhandelt, schon bald soll ein bis zu zehn Milliarden Euro schweres Paket präsentiert werden. Ob der Staat tatsächlich als Eigentümer einsteigt, vielleicht in Form einer stillen Beteiligung, ist noch offen. Gestern jedenfalls knickten die Aktien der Lufthansa massiv ein und kosteten zeitweise so wenig wie seit der Sars-Pandemie vor 17 Jahren nicht mehr. „Im Moment heißt es Staatshilfe oder das Ende“, fassen es die Experten des Brokerhauses Bernstein drastisch zusammen.
Aufhorchen lässt in diesen turbulenten Zeiten auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr. In einer Botschaft an die Mitarbeiter sprach Spohr davon, dass er im Zuge der Corona-Krise mit einem Abbau von 10.000 Jobs rechne. Die Flotte werde zudem um 100 Flugzeuge schrumpfen.