Die italienische Regierung plant die Gründung einer neuen staatlichen Gesellschaft, die in den ersten Juni-Wochen die Alitalia übernehmen soll. Die Fluggesellschaft soll in einer Anfangsphase unter staatlicher Kontrolle bleiben, später könnte sie teilweise privatisiert werden, kündigte der italienische Industrieminister Stefano Patuanelli vor dem Parlament in Rom am Donnerstag an.
Die neue Gesellschaft soll 90 Maschinen der heutigen Flotte aus 113 Flugzeugen übernehmen. Angesichts der Krisenphase für die Flugverkehrsbranche weltweit hätte Alitalia ohne den abermaligen staatlichen Eingriff keine Überlebenschancen.
Die Alitalia könnte die Luftfahrtallianz Skyteam verlassen, der sie zurzeit angehört, berichtete der Minister. Die krisengeschüttelte Alitalia, für die die Regierung mehr als zwei Jahre lang Käufer gesucht hat, ist von der Coronavirus-Krise schwer betroffen. Im Rahmen des milliardenschweren Hilfspakets für die Wirtschaft, das von der Regierung in Rom verabschiedet wurde, ist die Einrichtung eines mit 600 Mio. Euro dotierten Fonds zur Unterstützung der schwer belasteten Luftfahrtbranche vorgesehen.
Jobkürzungen
Die neue Alitalia unter staatlicher Kontrolle, die im Juni entstehen wird, wird bei den derzeit rund 11.000 Jobs bei der Airline kürzen müssen. "Es wird schwierig sein, dass alle Stellen erhalten bleiben", sagte Industrieminister Stefano Patuanelli in einer Ansprache vor dem Parlament in Rom am Freitag. Er wolle aber höchsten Schutz in Sachen Beschäftigung garantieren.
Die neue Alitalia soll unter die Leitung einer Führungscrew mit hoher Erfahrung in der Luftfahrtbranche gestellt werden. "Das Management muss dafür sorgen, dass die Alitalia Gewinne schreibt", meinte Patuanelli. Ziel sei es unter anderem, schrittweise Langstreckenflüge auszubauen. Außerdem soll der Cargobereich ausgebaut werden.
Die Gewerkschaften sollen weiterhin eine starke Rolle bei der neuen Alitalia spielen. So sollen Vertreter der Arbeitnehmerverbände in den Aufsichtsrat der neuen Airline einziehen.