"Wir kommen ja schon aus dem Eck der Disruption“, betont Nikolaus Szlavik. Mit Veränderungen kennt sich sein Team an sich aus, es ist gewissermaßen eine Geschäftsgrundlage. Seit dem Vorjahr ist Szlavik Geschäftsführer des Automatisierungsspezialisten PIA Automation (früher M&R) mit Sitz in Grambach. Dort fungiert man als globales Powertrain-Kompetenzzentrum der PIA-Gruppe. Die maßgeschneiderten Montagelinien der Steirer sind in den Fertigungshallen der globalen Autoindustrie gefragt. Bis vor wenigen Wochen dominierte vor allem die Debatte rund um die Elektromobilität. Sie ist nicht weg, wird durch die Coronakrise, die bei vielen Autoherstellern zu Produktions-, Investitions-und Einkaufsstopps geführt hat, jedoch überlagert. „Die Frage ist, ob die Welle der Elektromobilität jetzt tatsächlich mit dem erwarteten Druck kommt“, so Szlavik.
Für das Team von PIA attestiert er, dass die Planungen für heuer „zerschossen“ seien, wobei es noch zu früh für eine endgültige Bewertung sei. Es komme zu Verschiebungen bei der Bestellung, aber auch der Auslieferung von Montagelinien. Die Reisebeschränkungen, aber perspektivisch auch die Probleme in wichtigen Exportmärkten wie den USA oder Italien sorgen ebenso für Herausforderungen wie generell das Thema der Liquiditätsversorgung, wobei Szlavik PIA gut aufgestellt sieht. Mehr denn je seien Flexibilität, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit gefragt.
„Stationäre Montagelinien lösen sich in Luft auf“
Was sich heute schon sagen lasse: „Stationäre Montagelinien lösen sich in Luft auf“, es gehe um Anlagen, „die einen raschen Umbau der Produktion von A auf B, also etwa von Antriebssträngen für Verbrenner und für Elektroanwendungen möglich machen, also multifunktional und modular sind“, so Szlavik. Insgesamt spricht Szlavik in Hinblick auf die Situation am Standort Grambach von einer „gewissen Normalität“ inmitten der fundamentalen Ausnahmesituation.
„Wir haben früh und schnell reagiert, einen Krisenstab eingerichtet, das hat das Team zusammengeschweißt, so konnten wir die Produktion unter Wahrung aller Sicherheitsbestimmungen stets aufrechterhalten“: Rund 200 der insgesamt gut 400 Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice, „es ist erstaunlich, wie gut das funktioniert“.
Das Instrument der Kurzarbeit wurde für 350 Beschäftigte in Anspruch genommen, wie viel davon abgerufen werde, müsse sich weisen. Insgesamt geht Szlavik davon aus, dass drei bzw. sechs Monate Kurzarbeit in automotiven Wirtschaftszweigen wohl nicht ausreichen werden.
"Wach sein, aufpassen"
Insgesamt bewertet er die Situation als „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Oberste Prämisse sei es nun, „wach zu sein, aufzupassen und die Mitarbeiter bei all den Schritten mitzunehmen“. Der Mitarbeiterstand soll jedenfalls gehalten werden, „das ist unser erklärtes Ziel“. Daher stelle man bei PIA auch Zukunftsinvestitionen nicht infrage. „Es gibt keine Alternative dazu, diese Krise auch als Chance zu sehen.“ In Innovationsprojekte, in die Aus- und Weiterbildung, sowie in die Lehrlingsausbildung, „wir wollen weiterhin konstant 30 Lehrlinge ausbilden“, werde weiterhin Geld fließen.
Die Wandlungsfähigkeit zeigt sich in einigen Bereichen. An chinesischen Standorten werden mittlerweile auch 700.000 Masken pro Tag gefertigt. Die PIA-Gruppe baue auch Montagelinien für die Maskenproduktion in deutschen Autofabriken, Subkomponenten dafür kommen auch aus Grambach.