Die Erprobung muss warten“, heißt es derzeit beim fünfköpfigen Team von DigniSens. „Auf unbestimmte Zeit ausgesetzt“, ist bei Volterio zu hören. Dass die Coronakrise auch Auswirkungen auf die heimischen Start-ups hat, darf nicht überraschen. Bereits Anfang April warnte etwa mit Michael Altrichter einer der wichtigsten Experten: „Die Start-up-Szene könnte zehn Jahre verlieren.“ Er wurde nun zum neuen Start-up-Beauftragten der Bundesregierung ernannt. Zudem wurden gestern die Grundzüge eines eigenen Start-up-Hilfsfonds präsentiert.
Doch wo liegen aktuell die größten Hürden für Start-ups? In den Fällen der genannten jungen steirischen Hightech-Unternehmen, DigniSens und Volterio, werden akute Herausforderungen für dieses unternehmerische Ökosystem deutlich. Beide konnten mit ihren Innovationen, einem smarten Sensor für den Pflegebereich auf der einen, einem voll automatisierten Ladesystem für E-Fahrzeuge auf der anderen Seite, bereits auf breiter Bühne überzeugen. Die nun jeweils anstehenden, ganz entscheidenden Schritte, reale Testphasen und Serienanläufe, stehen aufgrund der Coronakrise aber auf „hold“ – und damit auch die Möglichkeit, entsprechende Umsätze zu generieren.
Das nun in seinen Grundzügen vorgestellte Hilfsprogramm der Regierung begrüßt Martin Mössler, Geschäftsführer des Gründerzentrums „Science Park Graz“, sehr, er spricht von einer „wichtigen und unmittelbaren Antwort“ der Regierung. „Es besichert die Existenz unserer innovativen Jungunternehmen und damit mehrere Tausend Arbeitsplätze allein in der Steiermark.“ Es sei „ein gutes und geeignetes Instrument, um auch in der aktuell für Start-ups sehr herausfordernden Phase für die nötige Stimulation von Investitionen in hochtechnologische Start-ups zu sorgen“. Die Förderprogramme würden in den meisten Fällen „die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Start-ups darstellen“, da eben „viele unserer Start-ups vor allem mit massiven Verzögerungen hinsichtlich Serienanläufe, Testphasen und Kundenprojekte kämpfen“.
DigniSense arbeitet beispielsweise erfolgreich an einem smarten Sensor für den Pflegesektor, der außen an Pflegewindeln angeklippt wird und Auskunft über einen erforderlichen Windelwechsel bzw. über Bewegungsmuster gibt. Die Premierentests, die eigentlich bereits in den letzten Wochen in den öffentlichen Wiener Caritas-Pflegeeinrichtungen sowie im privaten Pflegeheim Waldhaus fix eingeplant waren, verzögern sich aber, wie Geschäftsführer Simon Werba bestätigt: „Die Erprobung muss warten. Solange sie im Rahmen bleibt und die Wirtschaft mit spätestens August wieder Fahrt aufnehmen kann, sollte es uns gelingen, die Verzögerungen wieder aufzuholen.“ Aktuell werde der Fokus „auf die Softwareentwicklung des Produkts“ gelenkt.
Auch Volterio-Lenker Christian Flechl ist derzeit mit Warteschleifen konfrontiert. „Wir sind dabei, unsere Technologie zum Standardverfahren für das automatisierte Laden von E-Fahrzeugen zu machen. Dennoch sind aktuell Abstimmungen in den wesentlichen internationalen Normierungsgremien mit den Autoherstellern auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die geplanten Serienanläufe werden sich noch weiter hinauszögern. Darauf müssen wir uns einstellen.“
Dennoch zeigt sich Flechl überzeugt davon, dass die E-Mobilität nach „Corona“ in einer noch nie da gewesenen Dimension Einzug halten werde. „Jede Ausnahmesituation hat das Potenzial, Neues herbeizuführen und größere Einschnitte zu erzeugen“, so Flechl. Die Liquidität sei, das wird in beiden Unternehmen betont, sichergestellt. Nicht zuletzt aufgrund der Förderschienen.
Steuerliche Absetzbarkeit von Start-up-Investitionen angeregt
Mössler sieht auch durch den geplanten Venture-Capital-Fonds erhöhte Investitionssicherheit gegeben. Er betont aber auch: „Gemeinsam mit dieser Maßnahme „haben wir auch auf zusätzliche neue Steueranreize für Investoren gehofft“. Demnach sollte das Risiko von Investoren mit einem Steuervorteil – nach dem Vorbild von Großbritannien – begünstigt werden. „Die steuerliche Absetzbarkeit von Investitionen in qualitätsgesicherte Hochtechnologie-Start-ups könnte den aktuell hohen Liquiditätsbedarf der Start-ups begünstigen.“ Dem Staat entstünden so keine weiteren Kosten, das Risiko würde weiterhin von den Investoren getragen werden.