Wegen der Coronakrise haben in den USA innerhalb eines Monats rund 22 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Damit dürfte die US-Arbeitslosenquote Experten zufolge nun deutlich über 10 Prozent liegen, womöglich sogar bei 14 Prozent. Einen genauen Wert gibt es noch nicht, weil die Statistik zuletzt nicht mit der brachialen Geschwindigkeit der Jobverluste Schritt halten konnte.
Es handelt sich in jedem Fall um die dramatischste Entwicklung am US-Arbeitsmarkt seit vielen Jahrzehnten.
In der Woche bis 11. April wurden 5,2 Millionen Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den beiden Wochen zuvor es jeweils 6,6 Millionen Neuanträge gewesen, davor zuletzt 3,3 Millionen. Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten nun auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch hin. Bis März war die Zahl der Erstanträge regelmäßig unter 100.000 pro Woche gelegen.
Ausgangsbeschränkungen
Die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat das öffentliche Leben in den USA weitgehend zum Erliegen gebracht. Die große Mehrheit der rund 330 Millionen Amerikaner unterliegt Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Zudem sind Kündigungen in den USA in der Regel weit einfacher möglich als etwa in Deutschland.
US-Präsident Donald Trump hofft, dass eine baldige Lockerung der wegen der Epidemie verhängten Beschränkungen der Wirtschaft wieder Rückenwind geben wird. Er will bereits ab Mai wieder stufenweise zur Normalität zurückkehren und hofft, dass die Wirtschaft dann wieder "wie eine Rakete" durchstarten wird. Das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie ist indes immer noch nicht absehbar. Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass die Wirtschaft heuer eine schwere Rezession erleben wird und eine Erholung erst 2021 in Sicht ist. Das kommt Trump - der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt - höchst ungelegen.
Hilfspaket
Regierung und Kongress hatten angesichts der Krise Ende März ein gewaltiges Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, um rund 2,2 Billionen Dollar (rund 2 Bill. Euro) in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Im US-Kongress laufen bereits Gespräche über eine Aufstockung der Hilfen. Republikaner und Demokraten streiten aber noch über Details. Möglicherweise werden bis zu 500 Milliarden Dollar nachgelegt werden.
Ein wichtiger Teil des Konjunkturpakets ist ein Programm, das Arbeitgebern für die kommenden Monate weitgehend die Lohnkosten ersetzt, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen. Die Auswirkung des erst kürzlich gestarteten Programms auf die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war zunächst noch nicht absehbar. Aktualisierten Daten zur Arbeitslosenquote im März und vorläufige Zahlen für April werden erst Anfang Mai veröffentlicht.
Die Arbeitslosenquote war im Februar noch bei geringen 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, mehr als 153 Millionen Menschen waren beschäftigt. Die seither eingegangenen rund 22 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe würden nun eine dramatische Arbeitslosenquote von rund 14 Prozent nahelegen. Analysten sprachen vergangene Woche bereits von etwa 13 Prozent. Professoren einer Universität in Virginia schätzten zuletzt sogar, dass die Arbeitslosenquote bereits bei rund 20 Prozent liegen könnte.
Bis Februar hatte die US-Konjunktur noch gebrummt, an der Börse wurden Höchststände gemeldet und Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von gut zwei Prozent. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte. Bis Donnerstagfrüh (Ortszeit) gab es in den USA nach Angaben von Forschern der Universität Johns Hopkins rund 640.000 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus - und mehr als 30.000 Tote infolge der Pandemie.