Erste Geschäfte haben wieder offen, die Innenstädte füllen sich langsam, die Menschen genießen diesen kleinen Schritt in Richtung Normalität – das Ergebnis wochenlanger Selbstisolation. Doch wie ein Damoklesschwert schwebt die Angst vor einer zweiten Ansteckungswelle über dieser wiedergewonnenen Freiheit.

Wie das zu verhindern ist, darüber scheiden sich die Geister. Viele sehen in Tracing-Apps wie „Stopp Corona“ des Roten Kreuz die Lösung. „Sie ist ein Hilfsmittel, aber kein Allheilmittel“, bremst Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, die Erwartungen. Nach dem Update und der Einführung des Automatismus gaben die Macher der App einen tieferen Einblick in die Funktionsweise und die weiteren Planungen.

Bluetooth und Microsoft

Die Programmierer betonten dabei, dass der Datenschutz das oberste Kriterium dieser App sei. Dennoch müsse man auf vorhandene Technologien zurückgreifen. Konkret sind das Bluetooth, Wlan und Ultraschall – auch wenn es hier Bedenken wegen der Schnittstellen gebe.

Auch die Verwendung der Server von Microsoft wird kritisiert. „Wir wollten schnell starten und brauchten eine sichere IT-Infrastruktur“, sagt Christian Winkelhofer von Accenture, dem vom Roten Kreuz mit der Umsetzung beauftragten Unternehmen. Die Server stehen aber in Frankfurt, die Daten würden die EU nie verlassen, das sei von Microsoft vertraglich zugesichert. Und selbst im Falle eines Angriffes, wäre der Datenschutz gewährleistet. Die Kontakte sind direkt am Gerät gespeichert, mittels 2-Faktor-Verschlüsselung.

Gestartet wurde die Entwicklung am 9. März. Seither hat sich viel getan. Mit PEPP-PT haben sich über 130 Wissenschafter und IT-Experten zusammengetan, um einen EU-weiten Standard für Tracing-Apps zu schaffen. Oberstes Ziel: Datenschutz. „Stopp Corona“ könnte eine der ersten Apps sein, die diesen Standard verwendet. „Das Ziel muss sein, dass Nutzer auch Kontakte von Apps aus Deutschland, Frankreich oder Italien speichern können“, sagt Foitik. Er ist überzeugt, dass es die App brauchen werde, bis ein Impfstoff fertig ist. Aber: Sie bleibt freiwillig. Das Rote Kreuz vertraut darauf, dass Menschen mitmachen. Roman Vilgut