Aus dem im Mai 2019 angekündigten und bisher nicht realisierten Digitalisierungsfonds wird vorerst nun ein 150 Millionen Euro Start-up-Rettungspaket. "In einer normalen Zeit" hätte man den Digitalisierungs- und Wachstumsfonds umgesetzt, nun sei "Hilfe in der Not" notwendig, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Für Infrastruktur- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) soll das Hilfspaket "Mut machen" und "Sicherheit geben". Man werde Start-ups, "in dieser schwierigen Krise nicht allein lassen", sagte Gewessler bei dem gemeinsamen Medientermin mit Schramböck. Ein besonderes Anliegen seien ihr Jungunternehmen, die sich mit Umwelt und Klimaschutz beschäftigten. Es gehe darum, "Zukunftspotenzial in schwierigen Zeiten zu erhalten".
Mit Privatinvestoren
Um die Liquidität der österreichischen Start-ups zu sichern, will der Bund via der staatlichen Förderbank aws rund 50 Millionen Euro bereitstellen und private Investoren rund 100 Millionen Euro. Die aws verdoppelt beim COVID-19 Startup-Hilfsfonds privates Kapital in Höhe von 10.000 Euro bis 800.000 Euro. Die Zuschüsse der Förderbank sind im Erfolgsfall rückzahlbar. Um Geld aus dem Hilfsfonds zu bekommen, darf das innovative Jungunternehmen aber nicht mehr als fünf Jahre alt sein.
Das Kapital des geplanten privaten Risikokapitalfonds wird zu 50 Prozent staatlich garantiert, die Finanzierung pro Start-up beträgt 200.000 Euro bis zu 1 Millionen Euro. Zielgruppe sind junge Firmen, die ohne Coronakrise eine Investorenfinanzierung in Aussicht gehabt hätten. Das Fondsmanagement muss aber noch öffentlich ausgeschrieben werden. Der private Fondsmanager kümmert sich dann um die Bewertung und Auswahl der Jungunternehmen.
Sehr anfällig
Die Coronakrise würde manchen "den finanziellen Boden entziehen", so die Wirtschaftsministerin. "Viele wichtige Innovationen könnten versanden." Weil Start-ups oftmals nur geringe Umsätze und keine Gewinne erzielen und nur über wenige Rücklagen verfügen, seien sie in der aktuellen Krise "sehr anfällig".
Mitte Jänner hatte Schramböck einen eigenen Start-up-Beauftragten im Wirtschaftsministerium angekündigt. Am Donnerstag wurde der Investor Michael Altrichter als Beauftragter präsentiert. Für Schramböck soll die externe Person als "Impulsgeber" fungieren. Ohne das Hilfspaket werde es "ein Massensterben" bei Start-ups geben, sagte Altrichter am Donnerstag bei seiner Präsentation. "Das wichtigste ist, die Liquidität darf nicht versiegen." Einen Interessenskonflikt zwischen seiner Rolle als Start-up-Beauftragter und Investor ortet Altrichter nicht. Er werde ein "neutrales Sprachrohr" sein. Bisher hat Altrichter in 37 Start-ups investiert, weitere Investment sind laut ihm nicht in Planung.
Die Wirtschaftskammer Österreich begrüßt das Start-up-Hilfspaket der Regierung. "Start-ups bringen potenziell hohe gesamtwirtschaftliche Effekte bei Jobs, Innovationen und Investitionen, sind also wesentliche Impulsgeber und Schrittmacher für die Zukunft nach Corona", so WKÖ-Präsident Harald Mahrer am Donnerstag in einer Aussendung.
Laut dem "Austrian Startup Monitor" wurden in Österreich seit dem Jahr 2008 mehr als 2.200 Start-ups gegründet. In Österreich haben Investoren im vergangenen Jahr laut dem Berater EY rund 183 Millionen Euro in innovative Jungunternehmen gesteckt. Österreich lag damit auf Rang 15 im europäischen Vergleich. In den vergangenen Jahren hat sich in der österreichischen Start-up-Szene viel getan. Mehr Gründer trafen auf immer mehr Investoren, auch die heimische Politik erhöhte die Förderungen für Jungunternehmen. Die bisher größten Exits in Österreich mit jeweils mehr als 200 Millionen Euro Verkaufspreis schafften in den vergangenen zehn Jahren die Lauf-App Runtastic, die Kleinanzeigenplattform Shpock und das Biotech ViraTherapeutics.