In Europa stehen fast alle Autofabriken still. Deshalb schaut die Autobranche gerade jetzt auf Magna in Graz. Dort ist ein Teil des Werks – die Fertigung des Mercedes G – unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen hochgefahren worden. Mit 2500 Mitarbeitern, auch jenen aus Slowenien und Ungarn.
Magnas Corona-Konzept könnte – wenn alles gut geht – als Blaupause für Europas Autowerke dienen, wie man trotz der Pandemie einen Weg in die Zukunft findet. „Wir sind noch enger zusammengerückt, in der Firma, mit der Politik, mit den Behörden. Und wir können so der Autobranche zeigen: Auf uns ist Verlass, selbst in solchen Zeiten“, sagt Frank Klein, Entwicklungs- und Produktionschef von Magna-Steyr bei unserem Werksbesuch.
Start mit Sicherheits-Einschulung
Der Neustart erfolgte um sechs Uhr morgens, mit einer Einschulung für Mitarbeiter. Vom Maskentragen (pro Mitarbeiter zwei pro Tag) bis zum Abstandsthema. Risikogruppen wurden berücksichtigt. Videos zu den Verhaltensmaßregeln flimmern in Dauerschleife über einen Bildschirm. Dort, wo vor kurzem noch alles leer war, sind jetzt rund 1200 Menschen in der ersten Schicht. Mit Mundschutz, mit Abstand, während die G-Modelle vorbeiziehen. So, als wäre das alles selbstverständlich.
Selbst die Sozialbereiche wurden mit Abtrennungen versehen. Arbeitskleidung nehmen Mitarbeiter mit nach Hause, so werden überfüllte Umkleideräume vermieden.
Zufahrt mittels Sammel-SMS
Über eine Sammel-SMS, die auf den Werksausweis referenziert, löste man Zufahrtsprobleme – so konnten slowenische und ungarische Mitarbeiter die Grenzen passieren.
Wie schwierig so ein Anlauf ist, zeigt das Netzwerk hinter der Produktion: Das G-Zuliefersystem ist hochkomplex und wurde in den letzten Wochen abgesichert. Rund 1000 Zulieferer hat man weltweit.
Abschließend sagt Klein offen: „So lange es keine Impfung gibt, wird es weitere Infektionen geben. Unsere Aufgabe ist es, die Infektionen zu verhindern und die richtige Balance zwischen Gesundheits-, Schutz des Unternehmens und der Arbeitsplätze zu finden.“
Der G läuft wieder. Abseits der Werkstour wurde bekannt, dass es im April keinen Produktionsanlauf von BMW und Jaguar geben werde. Termine werden verhandelt.
Didi Hubmann