Die Banken sind für Krisenhilfe gefordert, wie helfen Sie bedrängten Kunden?
PETER GAUPER: Wir setzen alle Kräfte ein und versuchen sehr schnell zu helfen. Da nützt uns die Nähe zu unseren Kunden, weil wir wissen, wo der Schuh drückt. Je rascher wir von Kunden Informationen zur akuten wirtschaftlichen Betroffenheit erhalten, umso früher können wir die Anträge bewältigen. Was wir oft noch nicht wissen, sind Richtlinien von gewissen Hilfsprogrammen, da kann es zu Verzögerungen kommen.

Die Bundesregierung hat den Banken gesetzlich Stundungen von Krediten vorgeschrieben, wie groß ist die Flut von Anträgen?
Diese Regelung gilt für alle Konsumentenkredite von Privaten und für Kredite von Kleinunternehmen. Gestundet werden Tilgungen und Zinsen auf drei Monate. Voraussetzung ist der Nachweis des Einkommensausfalls und die aktuelle Unzumutbarkeit der Raten. Der schnellste Weg ist, über unsere Homepage online den Antrag zu stellen, dann geht die Stundung binnen Tagen. Hinzu kommen die anderen Instrumente für Liquidität. Wir haben bereits zigtausend Anträge für Stundungen und für Überbrückungskredite bearbeitet und auch schon erledigen können.

Ersatz für Umsatzausfälle soll es vom Corona-Notfallfonds geben. Finanzminister Gernot Blümel hat Richtlinien der COVAG für 100-Prozent-Garantien noch für diese Woche zugesagt.

Die Richtlinien sollten am Freitag vorliegen, sodass wir die internen Prozesse auf Schiene bringen und ab nächster Woche Anträge bearbeiten können.
Viele Betriebe brauchen die Hausbank zur Vorfinanzierung der Kurzarbeit. Zügig oder zäh?
Sobald uns die Bestätigung vom AMS vorliegt, können wir innerhalb von Tagen, im besten Fall sogar schon am nächsten Tag, die beantragte Vorfinanzierung der Löhne und Gehälter vornehmen. Funktioniert sehr rasch und unbürokratisch und wir haben ein gutes Feedback.

Aus welchen Branchen spüren Sie die größte Bedrängnis der Betriebe durch die Corona-Krise?
Natürlich ist die Betroffenheit dort am größten, wo Schließungen angeordnet wurden, also Gastronomie, Tourismus, die Reisebranche und der Einzelhandel, sowie jene Unternehmen, die unterbrochne Lieferketten haben, weil die Logistik nicht mehr funktioniert. Ich begrüße die schrittweise Lockerung der Maßnahmen nach Ostern, natürlich unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Auch die Bau- und Gartenmärkte der Lagerhäuser werden ab Dienstag öffnen und von Kurzarbeit zu Normalbetrieb zurückkehren Das Wiederhochfahren der Wirtschaft im zweiten Quartal ist essenziell, ebenso der uneingeschränkte Personen- und Warenverkehr, weil wir ein Exportland sind.

Das braucht dringend auch der Tourismus. Sehen Sie Licht?
Der Tourismus ist eine der am schwersten betroffenen Branchen. So weit es geht, werden wir die Unternehmen begleiten. Ein Abschätzung, wann es normalen Tourismus geben wir, traue ich mir nicht zu.

Warum fließen für die Landwirtschaft die Hilfen noch nicht?
Wir erwarten jeden Tag die Förderrichtlinen und gehen davon aus, dass wir nächste Woche Anträge abarbeiten können. Die Betroffenheit in der Landwirtschaft ist groß, weil Absatzmärkte eingebrochen sind und Druck auf die Preise wächst.

Gewinnt man der Situation auch positive Seiten ab?
Es gibt starke Nachfrage in der Gesundheits- und IT-Branche sowie im Onlinehandel. Viele Unternehmen zeigen, wie flexibel sie reagieren können. Es ist erstaunlich, welchen Sprung wir bei der Digitalisierung machen. Ein neues Bewusstsein ist entstanden, dass wir miteinander alles schaffen können. Auch bei unseren Mitarbeitern, die Großartiges leisten.