1. Man hört ständig von der „Stopp Corona“ App. Was ist das überhaupt?
Bei der „Stopp Corona“-App handelt es sich um ein Programm für Smartphones, das im Auftrag des Roten Kreuzes entwickelt wurde. Die App kann gratis aus Play Store oder App Store heruntergeladen und installiert werden.
2. Was macht die App eigentlich?
Die App ist ein Kontakttagebuch. Wenn sich zwei Nutzer der App treffen und sie aktivieren, wird der Kontakt gespeichert. Derzeit passiert das „händisch“. Bald kann das auch automatisch geschehen. Auch ein Selbsttest soll integriert werden. Erkrankt einer der Nutzer an Covid-19, kann er das in der App bekannt geben. Automatisch werden App-Nutzer kontaktiert, mit denen es in den 48 Stunden zuvor Kontakt gab.
3. Was verspricht man sich davon?
Ein Grund für die hohen Ansteckungsraten ist, dass das Virus zu schnell für Gesundheitsbehörden ist, sagt Christian Drosden, Leiter des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, gegenüber dem NDR. Erkrankt jemand an Covid-19, wird versucht, Kontakte ausfindig zu machen und zu informieren. Das dauert Stunden, Stunden, in denen weitere Menschen angesteckt werden können. Eine App kann das innerhalb weniger Sekunden erledigen. Modelle der Universität Oxford würden zeigen, dass Apps wirksamer sein könnten als der Lock-down – vor allem wenn man sie streng auslegt.
4. Was heißt „streng auslegen“?
Derzeit werden Kontakte informiert, wenn jemand positiv auf das Coronavirus getestet ist und das bekannt gibt. Man könnte das auch so einstellen, dass sie bereits informiert werden, wenn es zwar Symptome, aber noch keinen Test gibt.
5. Dann könnte das Leben wieder normal laufen?
Hier ist Vorsicht geboten: Es handelt sich hier um Computermodelle. Diese sehen auch vor, dass mehr als 60 Prozent die App haben, aktiv nutzen und sich auch an die Vorgaben halten, wie die freiwillige Quarantäne im Fall des Kontakts mit einem Erkrankten.
6. Und wie viele Österreicher nutzen die App bereits?
Die App wurde bereits über 200.000 Mal installiert. Es gab auch bereits einige Hundert Infektionsmeldungen.
7. Wenn die App helfen kann, zur Normalität zurückzukehren: Warum sind es nicht schon mehr?
Man muss hier fair sein. Die App ist keine 14 Tage alt. Und vielen Menschen ist die Vorstellung nicht geheuer, dass ihre Kontakte protokolliert werden. Sie haben Bedenken wegen des Datenschutzes.
8. Wie sicher sind die Daten eigentlich wirklich?
Das Rote Kreuz hat die App zusammen mit Datenschützern entwickelt. „Es werden keine Daten abgesaugt“, versichert Rotkreuzpräsident Gerald Schöpfer. „Die App ist so verschlüsselt, dass keine Rückschlüsse auf eine Person möglich sind.“ Technisch handelt es sich hier um eine Pseudonymisierung. Die App gibt dem Handy eine Nummer. Mehr weiß sie nicht. Erst bei einer Erkrankung wird die Handynummer abgefragt und nach 30 Tagen gelöscht. Und: Die App beruht auf Freiwilligkeit. Es bedarf bei den Funktionen immer der Zustimmung des Nutzers. Auch der Quellcode soll noch veröffentlicht werden. Schöpfer: „Wir machen die App mit gutem Gewissen.“
9. Kann die App meinen Standort feststellen?
Nein, da der Standort nicht relevant ist für das Durchbrechen von Infektionsketten.
10. Was ist mit Menschen, die kein Smartphone haben?
Es wird aktuell an einer Lösung gearbeitet. Möglich sind sogenannte Beacons. Kleine Sender, optisch am ehesten vergleichbar mit einem Öffner für Garagentüren.
11. Kann die Regierung uns zwingen, die App zu nutzen.
Hier ist die Antwort ein „Ja, aber“. Auch laut Datenschutzgrundverordnung sei es in Zeiten einer Epidemie möglich, solche Schritte zu setzen, erklärt Petra Leupold, Datenschützerin des Vereins für Konsumenteninformation. „Aber das ist heikel, denn der Einsatz muss verhältnismäßig sein.“ Das bedeutet, es gäbe strenge Rahmenbedingungen und einen klaren Zeitrahmen. Und sollte das geschehen, wird wohl nicht die App des Roten Kreuzes verwendet werden. „Wir sind eine Freiwilligenorganisation“, sagt Schöpfer. „Wir wollen nichts mit Zwang machen.“ Bundeskanzler Sebastian Kurz hat jedoch klargemacht, dass eine Pflicht-App derzeit kein Thema sei.
12. Wäre so eine App nicht auch etwas für andere Krisengebiete?
Tatsächlich gibt es bereits Anfragen aus dem Ausland, wie etwa aus Australien, Afrika oder europäischen Nachbarstaaten. Es gibt auch bereits Kontakte zu Pepp-PT, einer frisch gegründeten Non-Profit-Organisation aus Wissenschaftlern und Technikern, die an einer länderüberspannenden Lösung zur anonymisierten Verfolgung von Ansteckungsketten arbeiten.
Roman Vilgut