Seitens des Modehändlers Kastner&Öhler kommt nach zehn Tagen ohne Umsatz nun ein Hilferuf an die Regierung. "Der österreichische Handel steht kurz vor dem Kollaps", schreibt K&Ö-Chef Martin Wäg. "Nach zehn Tagen 0-Umsatz liegen wir jetzt auf der Intensivstation."
Der Chef des traditionsreichen Handelshauses mit Standorten in ganz Österreich will seinen Hilferuf nicht als Kritik an der Bundesregierung verstanden wissen, erklärt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Aber: "Im Handel pressiert es. Die Hilfe ist für viele Unternehmen in der Handelsbranche am Zuspätkommen. 50 Prozent stehen vor dem Ende. Wenn man ihnen noch helfen will, dann schnell und unbürokratisch", so Wägs dramatischer Appell.
Wöchentlich fünf Millionen Umsatz weniger
"Sinnvoll wäre ein garantierter Rahmen von Geld, für den der Bund die Haftung übernimmt und der über die Banken bei den Betrieben ankommt", präzisiert Wäg weiter. Im Moment dürfe man aber nicht darüber nachdenken, wer zuständig sei, wie die Regeln und Details auszusehen haben. "Wenn jetzt ein Unternehmen einen Euro bekommt, der nicht zusteht, so soll man das im Nachhinein klären", ersucht Wäg die Regierung, in der jetzigen Situation auch Streuverluste in Kauf zu nehmen. Er regt weiters an, rasch eine Taskforce im Wirtschaftsministerium einzurichten.
Jede Woche würden seinem Unternehmen fünf Millionen Euro an Umsatz fehlen. Dennoch seien die Rechnungen fällig und die Lager voll. Erst vor kurzem hat das Handelshaus Lieferungen mit Osterware angenommen. "Vor 14 Tagen war noch alles in Ordnung. Aber auf null Umsatz konnten wir uns nicht vorbereiten. Mit unseren Liquiditätsreserven kommen wir in normalen Zeiten gut über das Jahr. Für diese Situation aber reichen sie nicht aus."
Es drohe ein Flächenbrand
Kastner & Öhler - das Unternehmen ist seit 147 Jahren auf dem Markt - hat 1900 Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet. Auch wenn das und die Steuerstundungen helfen würden, gibt Wäg zu bedenken, dass das Unternehmen nicht nur Rechnungen an Lieferanten bezahlen, sondern auch bei den Gehältern in Vorleistung gehen muss. Die Gelder des AMS kommen erst nach 30 Tagen.
Wie viele andere Händler brauche man schneller liquide Mittel. Wäg lobt die Initiativen der Regierung, ruft aber zur Eile auf. "Denn wenn die Hilfen nicht bis Ende dieser Woche stehen, stehen wir vor einem Flächenbrand. Dann sind in wenigen Tagen 50 Prozent der österreichischen Handelsbetriebe insolvent."
An die Kunden appeliert Wäg, beim Online-Einkauf nicht auf die Plattformen internationaler IT-Konzerne zu setzen, sondern einheimische Händler zu unterstützen. Das Onlinegeschäft bei Kastner & Öhler laufe "im Moment gar nicht so schlecht", sagt Wäg, es werde für Kinder und für Ostern bestellt. "Aber das wiegt unsere Verluste bei weitem nicht auf."