Sei es mit dem Handy, mit der Kundenkarte oder beim Surfen durch das Internet. Der moderne Mensch hinterlässt eine Unmenge an Daten. Üblicherweise dem kommerziellen Interesse untergeordnet, gewinnen diese Informationen in Zeiten einer Pandemie enorm an Bedeutung. Computer können inzwischen enorme Datenmengen verarbeiten. „Diese Daten helfen uns, ein genaueres Bild einer Situation zu bekommen“, erklärt Stefanie Lindstaedt vom Know-Center, dem Forschungszentrum für Big Data & AI an der TU Graz.

Eine kleine Auswahl, was schon heute möglich ist.

Mobile Tracking

Bereits seit der Vorwoche wertet die österreichische Regierung Handydaten aus. Konkret geht es derzeit darum, Bewegungsmuster zu erkennen und daraus Prognosen zu erstellen. Private Daten werden nicht verarbeitet. In Südkorea geht die Nutzung weiter. Dort werden die Infizierten mobil überwacht. Bürger werden durch eine App gewarnt, sollte sich ein Erkrankter weniger als 100 Meter von ihnen entfernt aufhalten.

Molekulare Simulationen

In der Biochemie werden Forschungsergebnisse allen zur Verfügung gestellt. Es gibt riesige Datenbanken mit Informationen zu zahlreichen Wirkstoffen. Nur mit Big-Data-Analysen kommt man hier schnell zu den gesuchten Einträgen. Ganz vorne dabei ist das Grazer Unternehmen Innophore. Anhand COVID-19-Genom werden computerbasiert Vorschläge für mögliche Medikamente gemacht. Ein anderes Projekt ist Folding@Home der Stanford Universität. Es simuliert die molekularen Strukturen des Virus auf der Suche nach Angriffspunkten. Und jeder kann mitmachen, in dem man dem Projekt Rechenleistung des eigenen PC zur Verfügung stellt.

Wearables

Bereits jetzt verwenden viele Menschen Wearables wie die AppleWatch, die Fitbit-Geräte von Google oder andere Fitness-Tracker. Hier gäbe es bereits medizinisch Big Data Analysen, sagt die Expertin Lindstaedt. Das könnte man auf die Corona-Forschung ausdehnen. Die Geräte könnten auch Risikogruppen unterstützen. So kann die AppleWatch ein EKG erstellen und die Fitbit-Geräte erkennen Herzrhythmusstörungen. Einen Pulssensor hat fast jeder Fitness-Tracker. „Die Daten könnten beim Monitoring von Patienten sehr hilfreich sein“, erklärt Lindstaedt. „Ein Problem: Die Daten sind dann in der Hand der Konzerne.“

Soziale Medien

In Zeiten der Pandemie ist es nicht nur wichtig, die betroffenen Patienten best möglich zu versorgen. Ebenso bedeutend ist der Blick auf die Sorgen der Bevölkerung. Was schreiben die Menschen in den sozialen Medien, welche Themen bewegen die Bürger, nach welchen Schlagworten suchen sie im Internet, was kaufen sie ein. Computerunterstützte Analysen helfen, hier ein genaues Bild zu zeichnen. „Mit Sentimentanalysen kann man zum Beispiel feststellen, wie es Menschen in einer bestimmten Region geht und Ihnen gezielt helfen“, sagt Lindstaedt. „Auch beim Thema Fake News und dem Umgang damit können Computeranalysen helfen.“