Die Corona-Pandemie lässt die Wirtschaft der Eurozone in beispiellosem Tempo einbrechen. Besonders den Dienstleistern machen die Quarantäne-Maßnahmen schwer zu schaffen. Der Einkaufsmanagerindex für diesen mit Abstand größten Wirtschaftssektor der Währungsunion fiel im März um 24,2 auf das Rekordtief von 28,4 Punkten, wie das Institut IHS Markit am Dienstag mitteilte.
IHS Markit hat eine Umfrage unter tausenden Unternehmen durchgeführt. Der Einbruch kommt in dieser Stärke überraschend: Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 39,0 Punkte gerechnet. Das Barometer zeigt erst ab 50 ein Wachstum an.
Geschäftsaktivitäten massiv eingebrochen
"Die Geschäftsaktivitäten in der gesamten Eurozone brachen im März in einem Ausmaß ein, wie es selbst auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise nicht gesehen wurde", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "In Frankreich, Deutschland und im Rest der Eurozone war ein starker Abschwung zu verzeichnen, da die Regierungen immer härtere Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen." Das hinterlässt sichtbare Bremsspuren. "Viele Aktivitäten wurden ganz eingestellt", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil angesichts geschlossener Restaurants, abgesagter Messen und leeren Hotels.
Rückgang in der Industrie nicht ganz so tief
Nicht so tief wie bei den Dienstleistern fiel der Rückgang in der Industrie aus. Hier gab der Einkaufsmanagerindex von 49,2 auf 44,8 Punkte nach. Das ist der niedrigste Wert seit Juli 2012. Hier hatten Ökonomen mit einem stärkeren Rückgang auf 39,0 Zähler gerechnet. "Viele Unternehmen stellen die Produktion zum Schutz der Belegschaft oder wegen fehlender Vorprodukte ein", sagte Weil.
Insgesamt deuteten die Daten auf einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Währungsunion im zu Ende gehenden ersten Quartal von zwei Prozent hin, sagte Williamson. "Und es ist klar, dass sich der Abschwung noch weiter verstärken könnte", betonte der Chefvolkswirt. Die Commerzbank-Analysten rechnen ebenfalls erst für das Frühjahr mit dem Tiefpunkt. "Das ganze Ausmaß der Krise werden wir aber wohl erst im zweiten Vierteljahr sehen", sagte Ökonom Weil. "Hier rechnen wir mit einem weiteren Minus von bis zu zehn Prozent." Sollte es gelingen, die Pandemie bis zur Jahresmitte einzudämmen, dürfte es in der zweiten Jahreshälfte wieder kräftig nach oben gehen. "Aber auch in diesem Fall wird für das Gesamtjahr 2020 ein Minus von vier Prozent zu Buche stehen", sagte Weil.