Italien prüft die Möglichkeit eines kompletten Verbots für Aktivitäten im Freien. "Wir haben die Möglichkeit für Sport im Freien offen gelassen, weil uns dies die Wissenschafter geraten hatten. Doch wenn der Appell an die Bürger, zu Hause zu bleiben, ignoriert wird, müssen wir ein komplettes Ausgangsverbot einführen", sagte Sportminister Vincenzo Spadafora in einem TV-Interview.
Angesichts der hohen Zahl von Bürgern, die sich trotz Appellen im Freien aufhalten, hatte die Lombardei eine restriktivere Ausgangssperre gefordert. Der lombardische Präsident Attilio Fontana meinte, sollten sich die Bürger nicht an die Vorsichtsmaßnahmen halten, könnte die Lombardei die Regierung zu einer weiteren Verschärfung der Quarantäne aufrufen. "Leider gehen die Infektionsfälle nicht zurück und sind weiterhin hoch. Bald sind wir nicht mehr in der Lage, auf die Bedürfnisse der Kranken zu reagieren", sagte Fontana.
Polizei kontrolliert
In einer Woche wurden 43.000 Personen wegen Verstößen gegen die Vorschriften angezeigt. Insgesamt wurde über eine Million Personen kontrolliert, teilte das italienische Innenministerium am Mittwoch mit. Allein am Dienstag wurden 187.455 Personen kontrolliert und 8.089 angezeigt. 154 Geschäftsbesitzer wurden angezeigt, 33 von ihnen wurde die Lizenz entzogen, weil sie trotz der Quarantäne offen hielten. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, verletzt Paragraf 650 des Strafgesetzbuches, der Missachtung von Behördenverordnungen ahndet. Dabei drohen drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 206 Euro.
Während der Quarantäne dürfen Italiener nur aus beruflichen oder dringenden Gründen auf die Straßen sowie um kurze Einkäufe zu erledigen. Sie können dabei von der Polizei kontrolliert werden. Die Kontrollen haben am 11. März begonnen.
Die italienische Regierung prüft indes auch die Möglichkeit, die bis zum 3. April verhängte Ausgangssperre zu verlängern. "Wir werden aufgrund der Zahl der Neu-Infektionen in den nächsten Tagen Beschlüsse ergreifen. Ich schließe eine Verlängerung der Maßnahmen nicht aus", sagte Verkehrs- und Infrastrukturministerin Paola De Micheli. Sie versicherte, dass es keine Engpässe bei den Warenlieferung gebe. Dies sei der "außerordentlichen Arbeit" der Mitarbeiter im Transport- und Logistikbereich zu verdanken. "Wir haben die EU-Länder überzeugt, freien Zugang zu unseren Waren zu geben. Sie vertrauen der Gründlichkeit unserer Kontrollen", sagte die Ministerin.
Fast 3000 Tote
Die italienische Regierung wiederholt ihren Appell an die Italiener, zu Hause zu bleiben. Die Zahl der Coronavirus-Todesopfer und der Infizierten stieg am Mittwoch wieder kräftig an. 2.978 Todesopfer wurden gemeldet, das sind 475 mehr als am Vortag. Noch nie war die Zahl der Todesopfer an einem einzigen Tag so stark gestiegen.
Die Zahl der Infizierten kletterte von 26.062 auf 28.719, was einem Zuwachs von 2.648 Personen entspricht, teilte der italienische Zivilschutz in Rom mit. 2.257 Personen liegen auf der Intensivstation. 4.025 Menschen sind inzwischen genesen.
In der Lombardei, die von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffenen Region Italiens, stieg die Zahl der Todesopfer auf 1.959, das sind 319 mehr als am Dienstag. Die Zahl der Infizierten lag nun bei 17.713, das sind 1.493 mehr als am Vortag. 7.285 Personen liegen in den lombardischen Krankenhäusern, 924 davon auf der Intensivstation.