Während immer mehr Industriebetriebe die Produktion herunterfahren und zahlreiche Dienstleister ihre Arbeit im Homeoffice verrichten, stehen vor allem die Angestellten im Lebensmittelhandel quasi an vorderster Front. Die Geschäfte sind ja ganz normal geöffnet.
Immerhin: Die Lage hat sich entspannt, berichten die Handelsketten Spar und Rewe (Billa, Merkur, Penny, Bipa). "Auch der Samstag war zwar ein starker Einkaufstag, lag aber noch innerhalb der Norm", sagt Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher. Auch bei Spar würden die Geschäfte inzwischen im Normalbetrieb laufen, erklärt Sprecherin Nicole Berkmann. Rewe bittet außerdem, dass von 8.00 bis 9.00 Uhr eher nur ältere Kunden einkaufen sollten, um diese Risikogruppe besonders zu schützen.
Die vielen Vorratskäufe und in der Folge leeren Regale haben dennoch auch für Verunsicherung gesorgt, wie besorgte Bürger melden. In einigen (ländlichen) Regionen gebe es nach wie vor einen Mangel bestimmter Grundnahrungsmittel. Dazu kommt, dass Menschen nun deshalb ihre Vorratskammern füllen, um weniger oft einkaufen gehen zu müssen und damit das Risiko einer Ansteckung minimieren.
Abstand und Bankomatkassa
Natürlich versuchen die Betriebe in der aktuellen Situation besonders auf die Gesundheit der Mitarbeiter zu achten. "Wir haben schon sehr früh die Hygienemaßnahmen verstärkt", sagt Berkmann. An den Kassen werden die Kunden aufgefordert, mehr Abstand zu halten und mit Karte zu bezahlen. Bei Rewe hat man eigene Beklebungen für den Boden fertigen lassen, die in den kommenden Tagen angebracht werden sollen.
Beide Konzerne setzen an den Kassen auch eher jüngere Mitarbeiter ein, ältere Angestellte bestücken eher die Regale oder arbeiten im Lager, wo der Kundenkontakt und damit das Risiko geringer sind. Wer will, kann auch Handschuhe tragen. Wobei Berkmann einwirft, dass das nicht immer zielführend sei, da dann manchmal aufs Händewaschen vergessen werde.
Hofer erklärt, ein "umfangreiches Maßnahmenpaket" definiert zu haben. Dieses inkludiert beispielsweise regelmäßige Desinfektion des Kassenbereiches, der Backbox und "all unseren Handgriffen. Zusätzlich sind unsere Sanitäranlagen und die Backbox-Räume mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, die mehrmals pro Schicht benutzt werden und auch an den Kassen sind Handpumpflaschen vorhanden. Darüber hinaus gelten für unsere Mitarbeiter jene Hygienevorschriften, die auch der Gesamtbevölkerung zum Schutz vor einer Ansteckung empfohlen wurden", heißt es weiter.
Eine konkrete Arbeitsaufteilung nach dem Alter ist - wie bei Spar und Rewe - bei Hofer hingegen "nicht Teil der Richtlinie".
Ähnlich lauten die Maßnahmen bei Lidl. Die Kette erklärte bereits in der Vorwoche, das Hygiene-Konzept erweitert zu haben. Alle kritischen Punkte wie Greifzangen, Obstwaagen und Bankomat-Terminals würden demnach regelmäßig desinfiziert. Die Filialen seien ausreichend mit Desinfektionsmittel ausgestattet, damit sich Mitarbeiter zwischendurch die Hände desinfizieren können.
Heer weiter im Einsatz
Sowohl bei Spar als auch bei Rewe hilft inzwischen das Bundesheer in den Zentrallagern aus - die ausreichend gefüllt sind. Dieser Assistenzeinsatz laufe vorerst weiter. Dennoch sucht vor allem Rewe aktiv nach neuen Mitarbeitern.
Auch Mitarbeiter von Kika und Leiner werden umgeschichtet. 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Möbelketten Kika und Leiner werden in den nächsten Wochen in Supermarktketten tätig sein, gab der Handelsverband bekannt. Die Interessenvertretung hat gemeinsam mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) eine Initiative für eine zeitliche Arbeitskräfteüberlassung im Handel gestartet, der auch andere Händlern, die von Schließungen betroffen sind, offen stehe.
Schon am Montag wurde die Zahl von 2000 Jobs genannt. "Wir bekommen hier viele Rückmeldungen", sagt Pöttschacher und bestätigt, dass es hier auch langfristige Perspektiven gibt. Bei Spar setzt man hingegen auf eigene Personalreserven, erklärt Berkmann: "Der Sporthändler Hervis gehört ja auch zur Spargruppe und wurde geschlossen. Die Regionsleiter von Spar und Hervis sind hier bereits in Kontakt."