Das Institut für Höhere Studien (IHS) geht davon aus, dass Österreichs Wirtschaft 2020 schrumpfen wird. "Das kann von knapp unter null bis um einiges tiefer gehen", sagt IHS-Chef am Montag. Eine genauere Prognose sei derzeit sehr schwierig. "Die Größenordnung ist davon abhängig, wie lange die Einschränkungen für die Wirtschaft dauern."

Wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen etwa pro Woche mit Fortdauer der Krise seien, lasse sich nicht sagen, weil die Effekte nicht linear seien. "Wenn es nur zwei bis drei Wochen sind, dann kann vieles nachgeholt werden, auch im Dienstleistungsbereich." Sollte die Krise länger andauern, wären die Auswirkungen gravierender. Ein konkrete Zahl zu nennen sei schwierig, denn jede Prognose werde relativ rasch von den Entwicklungen Lügen gestraft. "Es ist so, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung geben wird."

Rückkoppelung

Schwierig sei eine Prognose auch deshalb, weil es nicht nur die direkten Effekte der Einschränkungen auf den Konsum und den Dienstleistungsbereich in Österreich gebe, sondern auch Rückkopplungseffekte durch den internationalen Handel. Diese Effekte könnten zum Teil auch positiv sein, etwa wenn Unternehmen jetzt mehr nach Italien exportieren, weil es dort einen größeren Bedarf gebe.

Ganz sicher werde es einen starken Rückgang im Tourismus geben, auch in anderen europäischen Staaten. Tourismus und Hotellerie würden fast 20 Millirden Euro an Wertschöpfung ausmachen. Allerdings rechne er aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht mit langfristigen negativen Effekten auf den Tourismus, sagte der Wirtschaftsforscher. Auch das Reiseverhalten in Länder, in denen es politische Schwierigkeiten gegeben habe, habe sich rasch wieder normalisiert. "Die Leute vergessen schnell. Ich glaube, dass der Tourismus rasch wieder Fuß fassen wird."

"Dinge im Fluss"

Die Frühjahrsprognose am 26. März werde sicher nicht im Rahmen einer traditionellen Pressekonferenz präsentiert werden, sagte Kocher, "weil die Dinge so stark im Fluss sind".

An die Politik richtete der IHS-Chef den Appell, bei Grenzsperren mit Augenmaß zu agieren, damit die internationalen Lieferketten aufrecht bleiben. Dabei gehe es nicht nur um Warenlieferungen über die Grenzen, sondern auch um Personen, die Dienstleistungen erbringen müssen, etwa im Pflegebereich. "Wir haben zwar einen hohen Autonomiegrad, aber wenn diese Ströme unterbrochen werden, haben wir wirklich ein Problem."